Schloss Bebenhausen: Rückzugsort und Jagdschloss
Vor allem die letzten beiden württembergischen Könige, König Karl und König Wilhelm II. hinterließen im 19. und frühen 20. Jahrhundert ihre Spuren in Bebenhausen. König Karl liebte die Abgeschiedenheit des Schönbuchs und nutzte das Schloss als Rückzugsort. König Wilhelm II. schätzte die Jagdmöglichkeiten im Schönbuch und feierte ausgedehnte Feste mit der High Society Stuttgarts. Zwei Könige, die unterschiedlicher kaum sein konnten!
Historismus im Schloss Bebenhausen
König Karl war ein Kind des 19. Jahrhunderts. Seine romantische Rückbesinnung auf das Mittelalter war der Grund, weshalb er sich Bebenhausen als Schloss aussuchte und die Klosteranlage renovieren ließ. Vor allem im Blauen Saal im Erdgeschoss ist sein Einrichtungsgeschmack nachzuvollziehen. Ergänzend zu der original erhaltenen Wandvertäfelung aus dem frühen 16. Jahrhundert, ließ er zahllose mittelalterlich anmutende Möbel und Objekte ins Schloss bringen. Wie im Historismus üblich, trieb die Mittelalterliebe aber auch seltsame Blüten: So wurde das Sommerrefektorium, also der Speisesaal der Mönche, stark umgebaut, um dem Idealbild eines Rittersaals näher zu sein.
Jugendstil und Moderne im Schloss
König Wilhelm II. war eher der Moderne zugewandt. Er brachte elektrisches Licht, fließendes Wasser und eine Zentralheizung ins Schloss. Seine repräsentativen Räume sind in einem späten Jugendstil gehalten. Die vielen floralen Ornamente und die Tiere des Waldes in Wandmalereien und Möbelstücken betonen die Liebe zur Jagd. Diese teilte er übrigens mit seiner Frau Charlotte, deren Apartment im Obergeschoss eines meiner persönlichen Highlights ist. Mit ihrer, im Vergleich zu den Räumen König Karls, schlichten Eleganz präsentieren sich die Räume erstaunlich modern. Die privaten Räume gewähren einen Einblick in die persönliche Welt der Königin, die sich als fortschrittliche Monarchin insbesondere für die Belange von Frauen und deren Bildung einsetzte.
Kloster und Schloss Bebenhausen im Wandel der Zeit
1183 als Zisterzienserkloster gegründet, erbauten die Mönche in den folgenden Jahrhunderten eine raumgreifende Klosteranlage mit Handwerksbetrieben, Streuobstwiesen und einer kleinen Dorfanlage, die es sich im Goldersbachtal bequem machte. Mit der Reformation kamen neue Bewohner: Die evangelische Klosterschule war ähnlich wie ein Internat konzipiert und unterrichtete angehende Pfarrer im neuen Glauben. Die Erhebung Württembergs zum Königreich brachte dann 1804 die Säkularisation mit sich und im Jagdschloss wurden rauschende Feste gefeiert. Nach der Revolution richtete sich das letzte württembergische Königspaar ein. Nach dem Tod von Herzogin Charlotte 1946 zog das Parlament von Württemberg-Hohenzollern ein, das mit der Landesgründung von Baden-Württemberg 1952 nach Stuttgart verlagert wurde.
Stilgeschichte und Objektfülle im Schloss Bebenhausen
Mittelalterliche Wandvertäfelungen, neobarocke Gemälde, Möbel im Stil der Neurenaissance, Jugendstilmalereien und moderne Gerätschaften – im Schloss Bebenhausen treffen die Stile des 19. und frühen 20. Jahrhunderts aufeinander und formen eine Einheit, die den kunsthistorischen Blick herausfordert. Gleichzeitig ist es ein Zeitzeuge höfischen Lebens in Württemberg, der einen speziellen Blick auf das Königtum in Württemberg wirft: das Privatleben der Könige. Die ungewöhnliche Geschichte des Schlosses, vom ersten König bis zum Landesparlament, sorgte dafür, dass es in besonderem Maße vor den Katastrophen der Geschichte geschützt war.
Mehr Informationen zur Kloster- und Schlossanlage findet ihr hier:
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