Landschaft – Strich um Strich. Claudius Hennig im Caro’s Tübingen.

Auf der Suche nach neuen Orten für Kunst traf das Team von KUNE auf das Caro's in Tübingen und war sofort begeistert: Die gemütlichen Räume eigneten sich perfekt für einen erst kürzlich vom Team entdeckten Tübinger Künstler, Claudius Hennig.

Die KUNE-Ausstellung „Landschaft – Strich um Strich“

In der Haaggasse hat vor einem Jahr ein neues, ganz gemütliches Lokal eröffnet: das Caro’s. Da das Team von KUNE, in diesem Fall Kuneprojects, immer auf der Suche nach neuen Lokalitäten für Kunst ist, stellten wir uns kurzerhand bei den Besitzer:innen vor und kamen ins Gespräch. Mit Karoline und Carsten waren wir direkt auf einer Wellenlänge und der Grundstein für ein gemeinsames Projekt war gelegt. Auch der Künstler war schnell gefunden: Wenige Zeit zuvor war uns Claudius Hennig auf Instagram aufgefallen (@claudiuspsychologist) und als wir die Einrichtung im Caro’s sahen, fiel er uns sofort wieder ein. Er ist der perfekte Künstler für diese Räume!

Die Kunst von Claudius Hennig

In seinen Kunstwerken setzt sich Claudius Hennig mit der Farbe, dem Material und der Wirkung derselben auseinander. Die abstrakten schwarz-weißen Landschaften der Ausstellung machen das besonders deutlich. Die reduzierte Farbigkeit konzentriert den Blick auf das Wesentliche. So kann der oder die Betrachtende z. B. eine schneebedeckte Winterlandschaft erkennen, muss aber nicht. Das Kunstwerk wirkt im Dialog mit den Betrachtenden, die sich auf das Kunstwerk einlassen müssen. Genau mit dieser künstlerischen Haltung stellt Claudius Hennig sein Konzept der Landschaft zur Diskussion frei – Wer sieht was? Das Abbild der äußeren Realität wird zu einer künstlerischen Grundlage, die ausgehandelt werden möchte.  

Eine abstrakte Landschaft in Schwarz-Weiß
Claudius Hennig. Winterlandschaft. 2022, Acryl auf Karton, 46 x 62 cm. © Werk & Foto: Künstler.

Claudius Hennigs Arbeitsweise

Das digitale Zeitalter ist auch im alltäglichen künstlerischen Umgang angekommen. Wo früher das Skizzenbuch ausgepackt wurde, kommt nun das Smartphone zum Einsatz. Hennig nutzt sein Handy als Ersatz zum Skizzenbuch während er auf Reisen ist. Die Fotografien, die unterwegs entstehen, zeigen  
Landschaften, die ihn besonders ansprechen. Der entstandene Fundus an Anschauungsmaterial wird zu von ihm genannten „Erinnerungsankern“ seiner Bilder. Diese Fotos treten dann im kreativen Prozess in den Dialog mit Pinsel, Farbe und Materialität der Arbeitsmittel und beeinflussen so das Endergebnis, das sich oft erheblich von der Vorlage unterscheidet und so Raum für die Imagination der Betrachtenden lässt. Wenn Claudius Hennig im Atelier ist, ist es für ihn wie Meditieren. Er macht sich für den Moment des Malens gedanklich frei und hat keine konkrete Vorstellung vom Ergebnis. Er selbst sagt, je verkopfter und kontrollierter er an das Malen geht, desto naturalistischer und figurativer gestaltet sich der Malstil seiner Landschaftsbilder. Und je freier und emotional gelöster seine Verfassung ist, desto abstrakter und großflächiger wird die Bildgestaltung.  

Eine abstrakte farbige Landschaft.
Einer der beiden Ausstellungsräume widmet sich den farbigen Werken des Künstlers. © Werk & Foto: Künstler.

Was ist eigentlich Landschaftsmalerei?

Die Landschaftsmalerei ist in Europa seit dem 16. Jahrhundert eine eigenständige thematische Gattung. In der akademischen Rangordnung war sie aber bis ins 19. Jahrhundert anderen Gattungen untergeordnet. Ein allgemeines gesteigertes Interesse an geographischen, topographischen und botanischen Themen in der Renaissance bewirkte eine erhöhte Wertschätzung der Landschaft auch im Bild und es begann, nach und nach, eine Umkehrung des Verhältnisses zwischen Umgebung und Figuren. Offiziell noch Historien abbildend, schrumpften die Figuren immer mehr zur Staffage. Während in der Romantik die auf Naturstudien gestützte Landschaft noch im Atelier entstand, wanderten die Maler:innen im Laufe des 19. Jahrhunderts mit ihren Staffeleien ins Freie. Beeindruckt durch die unterschiedlichen Sinneswahrnehmungen während der Anfertigung der Bilder, versuchten sie ihre Eindrücke, die Bewegung und Lichtnuancen im Bild umzusetzen. Hier wurden die Grundlagen für die Abstraktion in der Landschaftsmalerei geschaffen. Ausgehend von diesen Versuchen, neben der reinen Landschaftsgestalt auch die Natureindrücke festzuhalten, etablierte sich die Landschaftsmalerei als Experimentierfeld für abstrakte Darstellung und gehörte im Expressionismus, Surrealismus und der abstrakten Kunst nach 1900 fest zum Repertoire der Künstler:innen. Hier schließen Claudius Hennigs Arbeiten an: Abseits der reinen Vereinfachung der Form, nutzt der die Abstraktion um emotionale Eindrücke, Reaktionen und Momentaufnahmen festzuhalten.  

Wand mit Holzvertäfelung, darauf abstraktes Landschaftsbild.
Blick in den ersten Raum, der sich den abstrakten Landschaften in Schwarz-Weiß widmet.

Über den Künstler Claudius Hennig

Claudius Hennig fand sehr früh den Weg zur Kunst. Bei Herta Mora, die Schülerin bei Oskar Kokoschka war, lernte er das Malen und beschreibt sie bis heute als eine Person, die ihn nachhaltig inspiriert hat. Doch die „brotlose“ Kunst zum Beruf zu machen kam nach dem Abitur nicht in Frage. Studiert wurde daher Psychologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen und er arbeitete bis zur Pensionierung als Schulpsychologe und Familientherapeut. Doch die Liebe zur Kunst ließ ihn nie los. Er nahm regelmäßig Malunterricht bei verschiedenen namhaften Künstlern wie dem bekannten Tübinger Frido Hohberger und ab 2011 arbeitete er in seinem eigenen Atelier im Kunstamt in Tübingen. Ebenfalls seit 2011 ist er Mitglied der Künstlergruppe Halle 12.

Die Ausstellung „Landschaft – Strich um Strich“ ist noch bis 22. Mai im Caro’s während der Öffnungszeiten des Restaurants zu sehen.

www.kuneprojects.com
www.caros-restaurant.de
bei Instagram: @claudiuspsychologist