Gisela Jäckle – Schwingungsfelder

Es wirkt, als ob der Raum des Kulturzentrums Zehntscheuer in Rottenburg am Neckar nur auf die Werke von Gisela Jäckle gewartet hätte. Die Arbeiten der Künstlerin fügen sich symbiotisch in den hellen, mit einem Ziegelboden ausgelegten Ausstellungsraum ein. Diese Szenografie rahmt die Zeichnungen, Materialbilder, Installationen und Skulpturen. Sofort merkt man, dass die Arbeiten aus einer Hand stammen.

KUNST REUTLINGEN – VOLUME I

KUNST REUTLINGEN 2020 – eine Ausstellung im Kunstverein Reutlingen, die einen Einblick in das aktuelle regionale Kunstgeschehen präsentiert. 50 Künstler*innen und ihre Werke. Heute stellen wir euch Arbeiten von elf Teilnehmer*innen vor.

Interview mit: Julia Berghoff

Genießt die Einblicke in das Leben einer Kunsthistorikerin. Erfahrt, wie Julia Berghoff den Weg in die Welt der Kunst gefunden hat und wie ihr Alltag, mit all seinen Aufgaben, so aussieht.

wie sehen die denn aus

Fünf Absolventinnen der Modedesign-Klasse der Fakultät Textil & Design der Hochschule Reutlingen präsentieren im Kunstverein Reutlingen ihre Abschlussarbeiten. Gender, Traum, Schlaf, Ver- und Enthüllung, Kontraste, Paradoxe – Haute Couture mit viel Tiefgang.

Erzähl mir im Kunstverein Reutlingen

Kulturen vernetzen, alteingesessenes Gender-Denken aufbrechen, Diskriminierung öffentlich machen – das sind nur einige Aspekte, die Nilbar Güreş mit ihren Werken anspricht. Im Kunstverein Reutlingen können einige ihrer aussagekräftigen Werke erlebt werden.

Kein Witz. No Joke im Kunstverein Reutlingen

Sophie Reinhold. Gewöhne dich nicht daran. 2019, Öl auf Marmormehl auf Jute, 190 x 140 cm. Ausstellungsansicht: Kunstverein Reutlingen. Kein Witz. No Joke.

Gewöhne dich nicht daran. Mit diesen Worten empfängt der Kunstverein Reutlingen mit seiner Ausstellung Kein Witz. No Joke. Eine große Leinwand trägt diese Aufforderung, eine Leinwand, die die Künstlerin Sophie Reinhold geschaffen hat. Es ist ein Werk, das einen in den Bann zieht, Neugierde weckt und auch Fragen aufwirft. Man tritt automatisch näher. Der Blick haftet auf dem Bild. Was bedeutet diese Aufforderung? Wer fordert auf? Und vor allem: Warum?

Bean Finneran: Art and Craft – Lebender Ton

Raumfüllende Ringe und gen Himmel strebende Kegel erinnern an Seeanemonen, Federboas oder Grashalme, die sich im Wind hin und her bewegen. Sie ziehen an, wollen berührt werden, fordern zum Nachdenken auf. Wie funktionieren diese einzigartigen Skulpturen? Aus welchem Material wurden sie geschaffen? Die in Kalifornien lebende Künstlerin Bean Finneran haben wir im Kunstverein Reutlingen persönliche kennen gelernt. Sie nahm uns auf eine unglaubliche Reise mit, eine Reise über die Entstehung ihrer Arbeiten. So lernten wir ihre unglaubliche künstlerische Überzeugung und all die einzelnen Arbeitsschritte, von der Materialwahl bis zur Fertigstellung ihrer Skulpturen, kennen.  Ton – Craft and Art Vor über 20 Jahren entdeckte Bean Finneran den Werkstoff Ton. In der Kunstszene immer noch verrufen als Handwerksmaterial, schafft sie es daraus beeindruckende Kunstobjekte zu entwickeln. Ihre Skulpturen bestehen alle aus einem Grundelement, aus Tonstäben. In mühevoller Handarbeit stellt Bean Finneran diese filigranen Einzelstücke her. Aus kleinen Kugeln rollt sie mit beiden Händen unterschiedlich lange und dicke gebogene Stangen, die sie als curves bezeichnet. Diese werden nach dem sogenannten Niedertemperaturbrennen einzeln mit einem Pinsel, meist in sehr grellen Farben, bemalt. Highlights setzt Finneran gerne an beiden Enden, indem sie ein bis zwei Zentimeter Glasur, durchsichtig oder in Farbe, aufträgt. Danach müssen die Stäbe nochmals in den Ofen. Ihre Skulpturen bestehen aus hunderten bis zehntausenden dieser Tonkörper. So kann man sich vorstellen, wie lange die Künstlerin allein für die “Vorarbeit” benötigt, eine für sie äußerst meditative Arbeit, die sie persönlich mit der Erde und der menschlichen Kultur verbindet. curve by curve Einzigartig ist die Entstehung der Skulpturen, die den Raum um sich in Besitz nehmen. Er fungiert als Bühne. Mit viel Bedacht wählt sie zuerst den passenden Ort, der blanke Boden dient als Träger. Auf diesen legt Bean Finneran in der von ihr gewünschten Form eine Vielzahl an Tonstäben. Schicht über Schicht stapelt sich. Diese Ansammlung bildet das Grundgerüst der Skulptur. Keine Hilfsmittel oder Verbundstoffe werden zum Aufbau benötigt. Das gesamte Werk besteht lediglich aus den mühevoll handgefertigten curves. In dieses Gerüst werden nun weitere Tonstäbe gesteckt. Man kann fast schon von einem Gleiten sprechen, denn alles wird ohne Druck ausgeführt. In ein Loch wird eine Stange geführt und diese sucht sich durch die Schwerkraft ihren eigenen Halt, ihre eigene Position. Es entstehen individuelle Gebilde. Der Zufall spielt in diesen Werken eine nicht zu verachtende Rolle. Keine Position der curves gleicht einer anderen – ein geordnetes natürliches Chaos.  Stunden bis Tage dauert der Aufbau einer Skulptur. Dabei setzt man sich intensiv mit der Haptik dieser einzigartigen Objekte auseinander, baut eine enge Verbindung zu ihnen auf und ist unglaublich stolz, sobald Bean Finneran die Skulptur als abgeschlossen deklariert. Lichteinfall und Schatten beleben sie. Je nach Tageszeit ändern sie ihre Aussagekraft. „The forms are always transitory, in a space for a given amount of time. […] The sculptures cannot be moved without taking them apart and reconstructing them. They are built curve-by-curve and disassembled one by one. This process of continual and possible change and transformation connects me to the natural world.”  Es entsteht eine Verbindung mit dem menschlichen Leben, mit dem Kreislauf der Zeit, der durch ein nicht endendes Auf- und Abbauen definiert wird, einem Werden und Vergehen. Bean Finneran Bean Finneran wurde 1947 in Cleveland, Ohio, geboren. Bereits während ihres Studiums (1966-67 Goucher College, Baltimore, MD, 1968 University of Michigan, Ann Arbor, MI, 1969 Museum School, Boston Museum of Fine Art, MA und 1970 Massachusetts College of Art, Boston, MS) etablierte sie sich in den Vereinigten Staaten als Performance-Künstlerin (ZONE Theater Company, Boston, MA). 1974 gründete sie gemeinsam mit Freunden Parrot Pearls Ceramic Jewelry. Über zwanzig Jahre entwickelte sie für die Firma individuelle Schmuckdesigns.  Seit mittlerweile über 45 Jahren ist Bean Finneran aktives Mitglied der SOON 3 Avantgarde Theatergruppe, heute in der Funktion als stellvertretende künstlerische Leiterin. Ihre Liebe zur Performance trägt sie somit bis heute in sich, gibt sie den Akteuren ihrer Theatergruppe weiter. Mit ihren Tonskulpturen bespielt sie nun Museumsräume. Durch deren lebendig anmutenden Charakter erzählen diese ihre ganz eigene Performance. In ihrem Atelier in Kalifornien, mit Blick auf den Pazifik, stellt sie die einzigartigen curves her.