Vom Prunk der Vergangenheit zur Heimat für zeitgenössische Kunst – Eindrücke aus dem Kunstmuseum in Ribe 

Vom Glanz vergangener Zeiten zur lebendigen Kunstszene – das Kunstmuseum in Ribe vereint Geschichte und Moderne. Einst ein prachtvolles Anwesen, heute ein kreativer Raum voller dänischer Meisterwerke und zeitgenössischer Kunst. Zwischen alten Mauern und flüsternden Bildern verliert sich die Zeit, während draußen der Wind durch die älteste Stadt Skandinaviens streift

Die Geschichte 

Das Haus des Kunstmuseums in Ribe trägt neben den zahlreichen Werken, gegliedert in drei thematisch unterteilten Etagen, auch eine reichhaltige Geschichte in sich. Erbaut im Jahr 1864 muss die Villa der Familie Giotz schon zu Lebzeiten für rege Aufmerksamkeit gesorgt haben. Sie sticht mit ihrem niederländischen Baustil nicht zuletzt schon rein äußerlich aus dem verarmten Dänemark des 19. Jahrhunderts hervor. Zu der Zeit nach dem Deutsch-Dänischen Krieg glänzt sie am Rande der ältesten Stadt Skandinaviens. Auch der Architekt L. A. Winstrup ist zu Lebzeiten bekannt und war unter anderem auch am Stadtbau Flensburgs maßgeblich beteiligt. Ihn für den Bau des Hauses zu beauftragen, kann ohne Zweifel als ein Ausdruck der Statussymbolik gedeutet werden. Gelegen am Fluss wurden der Garten sowie ein aufwendig geschmückter Pavillon als Erstes fertiggestellt. Heute lassen verschiedene Deko-Objekte an den Wänden auf die ursprünglichen Funktionen der großflächigen Räume schließen. 

Die dänische Flagge darf vor keinem Museum fehlen und ist somit auch vor dem Kunstmuseum zu finden. ©Foto: Lisa Keppner
Aufwendige Wanddekorationen erinnert an die ursprünglichen Bewohner des Hauses. ©Foto: Marie Schneider

Die Liebste des Jacob A. Riis 

Berühmt ist die reiche, industriell angesiedelte Familie nicht zuletzt durch den Journalisten Jacob A. Riis geworden, der von seinem Elternhaus aus nicht nur den Garten des Anwesens, sondern auch die schöne Tochter Elisabeth beobachten konnte. Sie ist es letztendlich, die ihn dazu bewegt, nach Amerika zu ziehen, damit er dort das notwendige Vermögen verdient, um mit ihrer reichen Herkunft mithalten zu können. Er ist mit seinen revolutionären Bildern des Slums und seiner damit erbrachten Aufklärungsarbeit vom Präsidenten Theodore Roosevelt selbst als der wertvollste Bürger Amerikas erklärt worden. Eine Erfolgsgeschichte, die im Garten des Kunstmuseums in Ribe begann. 

Im Jacob A. Riis Museum kann man noch heute durch das Fenster in den Garten des Kunstmuseums blicken. ©Foto: Lisa Keppner

Die Sonderausstellung: Genskabt von Louise Hindsgavl 

Die in Kopenhagen wohnhafte Künstlerin Louise Hindsgavl, die auch ursprünglich aus Ribe stammt, hat es sich zur Aufgabe gemacht, noch tiefgreifender zu der Familie hinter der Villa zu forschen. Mit aufwendigen Skulpturen hat sie versucht, den Frauen der reichen Familie Giotz neuen Ausdruck zu schenken. Im dritten Stock des Kunstmuseums ist man als Zuschauer eingeladen, durch die Familiengeschichte zu wandern und nach den Wolken zu greifen. 

©Foto: Marie Schneider
©Foto: Lisa Keppner

Dänische Kunst der goldenen Jahre 

Im zweiten Stock der Ausstellung, gleich nachdem man die schwere Türe des alten Gebäudes geöffnet hat, wird man von den in hellen Räumen ausgestellten dänischen Kunstwerken zum Nachdenken angeregt. Hier ist gesammelt worden, was Höhepunkte der nationalen Kunst darstellt. 

©Foto: Lisa Keppner
Das Kunstmuseum lässt in die Gesichter vergangener Monarchen blicken. ©Foto: Marie Schneider

Ribe aus Perspektiven 

Die Werke aus der kleinen, ältesten Ortschaft Skandinaviens singen Lieder von Fernweh und Heimatliebe im Kanon. Einige Werke glänzen unter den goldenen Bilderrahmen mit ihren Darstellungen der alten Häuser und schmalen Gassen. Man wird das Gefühl nicht los, dass man sich zwischen den in warmen Erdtönen gestrichenen Häusern gerne verlieren möchte. Es ist der Wind, der in so gut wie jedem Werk seinen Platz findet, der einen letztlich wieder an den breiten Fluss in Richtung der Nordsee treiben wird. Flaggen der dänischen Nation, große Pferde, die breite Kutschen ziehen, und Bäume, die karge Mauern mit grünem Licht verzieren, geben das unübersetzbare Gefühl des „Hygge“ wieder, von dem die Stadt lebt. Den Künstler:innen mag es wohl gelungen sein, das Wort zumindest für einen Moment lang eingefangen zu haben. 

©Foto: Lisa Keppner

Dennoch, auch das scheinbar endlose Wattenmeer ist Thema der heimischen Kunst. Das Gefühl, über den Horizont hinaus noch weiter in die Unendlichkeit blicken zu können, wird lediglich von den Vogelschwärmen unterbrochen, die in Kreisen über dem Himmel schweifen. Nebel und Dunst legen ihren Schleier über die oftmals auch dunkel porträtierte Stadt, die nur darauf wartet, mit freiem Herzen entdeckt zu werden. 

Sehnsuchtsbilder schenken die gewünschte Zeitreise ©Foto: Lisa Keppner
©Foto: Lisa Keppner