Interview mit: Teresa Isabella Mayer

Teresa Isabella Mayer ist als freie Künstlerin mehrerer Sparten sowohl in Tübingen als auch international tätig. Im Bereich Tanz und Choreografie führt sie unter anderem ihre eigenen Projekte auf. Die Premiere des aktuellen Projekts mit dem Titel Peyote – Reise nach Wirikuta findet am 29. und 30. November 2024 im Sudhaus Theatersaal in Tübingen statt. Wir haben mit ihr über ihren künstlerischen Werdegang und die anstehende Premiere gesprochen.

Teresa Isabella Mayer ist als freie Künstlerin mehrerer Sparten sowohl in Tübingen als auch international tätig. Im Bereich Tanz und Choreografie führt sie unter anderem ihre eigenen Projekte auf. Die Premiere des aktuellen Projekts mit dem Titel Peyote – Reise nach Wirikuta findet am 29. und 30. November 2024 im Sudhaus Theatersaal in Tübingen statt.

Teresa, danke für deine Zeit und die Möglichkeit des Interviews. Kannst du dich bitte selbst und deinen künstlerischen Werdegang vorstellen?

Mein Name ist Teresa Isabella Mayer und ich bin Tänzerin, Choreografin und Fotografin. Ich habe Tanz und Choreografie in Salzburg an der SEAD – Salzburg Experimental Academy of Dance – studiert. Danach bin ich nach Wien gezogen und habe dort meine ersten Arbeiten inszeniert. Die nächste Station war Berlin. Dort bin ich in die freie Szene eingestiegen und habe Tanz, Pilates und Improvisation unterrichtet. Mit der Zeit habe ich auch in größeren Häusern gespielt, wie das Theater Hebbel am Ufer in Berlin. Nach 14 Jahren hat mich dann die Sehnsucht zurück in meine Heimat getrieben. Ich komme ursprünglich aus Albstadt, also aus der Nähe von Tübingen, und es war Zeit für ein bisschen mehr Ruhe und Natur für mich und meine drei Kinder, die dann hier zur Welt kamen. Es war ein Sprung ins kalte Wasser, weil ich überhaupt keine Verbindung zur Kunstszene Tübingen und Umland hatte – ein radikaler Neustart für mich. Das erste Projekt in Tübingen war eine Kooperation mit den französischen Filmtagen. Damals gab es das Thema Tanz innerhalb des Festivals, und ich habe dort eine interaktive Performance gemacht. Ich arbeite regelmäßig in Kooperation mit der Kunsthalle Tübingen und mache dort ein- bis zweimal im Jahr tänzerische Führungen durch die aktuellen Ausstellungen und neuerdings auch den Kinder-Audioguide.

Und was hat dich ursprünglich dazu inspiriert, dich mit zeitgenössischem Tanz zu beschäftigen?

Es war schon früh klar, dass ich einen künstlerischen Weg einschlagen möchte. Zunächst wollte ich Schauspiel studieren und habe mich an verschiedenen Hochschulen beworben. Nach einem Vorsprechen in Berlin bin ich abends noch in eine zeitgenössische Tanzveranstaltung gegangen. Ich kannte den Choreografen vorher nicht, aber das war das absolute Schlüsselerlebnis damals. Ich war einfach von der ersten bis zur letzten Sekunde von dem tänzerischen Ausdruck der Darstellenden fasziniert. Zwar hatte ich von klein auf rhythmische Sportgymnastik und Jazzdance gemacht und auch Ballettstunden genommen, aber diese eine Aufführung – der Choreograf heißt Jo Fabian – hat mich derart in Bann gezogen, dass ich direkt am nächsten Tag nach Tanzschulen recherchiert und mich dann beworben habe. Meine Tanz- und Choreografie-Ausbildung am SEAD in Salzburg dauerte drei Jahre und das ist eine sehr gute Schule mit internationalen Lehrern, von denen ich viel gelernt und profitiert habe.

Teresa Isabella Mayer (rechts) und Saadet Türköz (links) während den Proben zu „Peyote – Reise nach Wirikuta“ ©Foto: Teresa Isabella Mayer

Du hast ja eben schon ein paar Projekte von dir angesprochen und jetzt steht die Premiere deines Stückes Peyote – Reise nach Wirikuta an. Erzähl doch gerne dazu ein bisschen. Wie ist die Idee dafür entstanden und worauf können sich die Menschen da freuen?

Die alljährliche Pilgerreise nach Wirikuta steht für einen Akt der Erneuerung, ein heiliger Ort, an dem sich die Huichol-Indigenen Mexikos mit ihren Ahnen verbinden. Wirikuta symbolisiert die Verbindung von Mensch und Natur. Die Landschaft ist voll von spirituellen Bedeutungen und wird als lebendiges Wesen betrachtet. In Anlehnung an die Pilgerreise nach Wirukuta erforschen wir innerhalb der Performance alternative Bewusstseinszustände auf der Suche nach dem Sehnsuchtsort Wirikuta. Eine Reise auch nach innen, bei der sich die Grenzen der eigenen Identität aufzulösen scheinen. Mich hat an dem Thema dieses „Gemeinschaftliche“ angesprochen – also in der Gemeinschaft etwas zu erleben, ein gemeinschaftliches Ziel vor Augen zu haben und sich zusammen weiterzuentwickeln. Der Neustart in Tübingen verstärkte diese Sehnsucht in mir und deswegen hat mich dieses Thema damals fasziniert. Meine Projektpartnerin Saadet Türköz und ich haben jetzt eine super intensive Woche der gemeinschaftlichen Arbeit vor uns. Das ist natürlich ein Experiment. Es wird die Frage nach der eigenen Identität sein, angelehnt an diese Reise nach Wirikuta, in der die Huichol-Indigenen Mexikos einen Wechsel der Identität eingehen – und da möchte ich eben auch schauen, inwieweit wir uns mehr und mehr annähern. Herauszufinden, wie viel Distanz, wie viel Annäherung ist da möglich und wie weit werden unsere beiden Identitäten miteinander verschmelzen und verschwimmen – auch in Bezug auf die beiden Genres Musik, Gesang oder Stimmkunst in Verbindung mit Tanz. Saadet arbeitet immer in wechselnden Konstellationen, hauptsächlich mit Musikern zusammen. Sie ist Türkin mit kasachischen Wurzeln und sie verbindet in ihrem Schaffen die Tradition mit Klangsprachen der Gegenwart. Sie macht das teilweise mit ganz archaischen Klängen, was aus ihrem Innersten herauskommt und sehr naturverbunden klingt. Deswegen ist sie letztlich auch die passende Partnerin für dieses Projekt. Wir werden innerhalb des Projekts auf eine strukturierte Improvisation setzen. Die Zuschauer können sich auf einen Sinnesrausch freuen. Es ist eine Einladung, in sinnlich emotionale Welten einzutauchen und eine neue Wahrnehmung zuzulassen.

Teresa Isabella Mayer mit Vogelkopfmaske ©Foto: Teresa Isabella Mayer
Saadet Türköz und ein Kaktus ©Foto: Teresa Isabella Mayer

Wie ist das Gefühl für dich, kurz vor der Premiere zu stehen und dann noch so eine intensive Woche vor der Brust zu haben?

Natürlich ist es sehr, sehr aufregend, weil es eine andere Herangehensweise ist als in meinen anderen Projekten. Also in gewisser Weise fühlt es sich ein bisschen an wie ein Blind Date. Wir haben uns natürlich viel schriftlich ausgetauscht, aber das wirkliche Treffen kommt jetzt erst. Auf jeden Fall ist da Nervosität und auch eine große Vorfreude, sie zu treffen und mit ihr zu performen. Sie hat einen wahnsinnig starken Ausdruck. Es ist wunderbar, dass wir uns jetzt künstlerisch treffen.

Du hast ja am Anfang schon gesagt, dass du sehr viel mit der freien Szene zu tun hattest und hast. Wie nimmst du die freie Szene hier in Tübingen wahr?

Als PACT ins Leben gerufen wurde, habe ich mich direkt angeschlossen. Ich war da von der Pike an dabei und es war schön zu sehen: „Ok, ich bin hier nicht alleine, es gibt auch noch andere professionell arbeitende Theater- oder Tanzschaffende in Tübingen.“ Man kann zusammen was schaffen und auch die Situation hier verbessern und verändern, weil es ja schon sehr schwierig hier ist, was Proberäume betrifft oder Aufführungsmöglichkeiten – von Geldern gar nicht zu sprechen. Also, da fragt man sich natürlich auch bei jeder Produktion: „Kann man das überhaupt noch leisten?“ Weil es ja schon ein enormer Kraftakt ist, das hat ja auch meine Kollegin Olatz Arabaolaza in ihrem Interview angesprochen. Da habe ich mich sehr drin wiedergesehen, beziehungsweise konnte ich das beim Lesen gut nachempfinden. Es ist ja wirklich schon eine immense Arbeit, solche künstlerischen Projekte ins Leben zu rufen, und man wird leider oft nicht genug entlohnt dafür. Und da ist meine Hoffnung, dass wir mit PACT und diesem Zusammenschluss mehr bewirken können. Ich suche nach Verbindungen und Zusammenschlüssen, um im Team was zu bewegen.

Es wird fleißig für die Premiere geprobt ©Foto: Teresa Isabella Mayer

Gibt es künstlerische oder kulturelle Kontexte, die dich besonders inspirieren und die du dann vielleicht in zukünftigen Projekten erkunden möchtest?

Ja, ich bin ja sehr vielseitig interessiert, was künstlerische Ausdrucksformen betrifft. Zum Beispiel die Fotografie und ich mache auch Musik, spiele Klavier und Saxofon und werde auch ab dem neuen Jahr Gesangsunterricht nehmen und noch mehr die Verbindung von Stimme und Bewegung in meiner Arbeit integrieren. Dann interessiert mich auch sehr die interaktive Arbeit, was ich in meinen Führungen in der Kunsthalle schon regelmäßig erprobe. Ich bin der Meinung, wenn die Zuschauer eine kinästhetische Erfahrung machen, auch mehr bei ihnen zurückbleibt. Oftmals erlebe ich die rein visuelle Wahrnehmung als flüchtiger. Das sind Felder, die mich interessieren und die ich auch in Zukunft weiter erforschen möchte.

Gibt es konkrete Pläne?

In der Kunsthalle werde ich wieder eine tänzerische Führung im März 2025 konzipieren. Das wird das nächste Projekt sein. Aber momentan liegt der Fokus erst mal ganz auf der Premiere von Peyote.