Janosch in Balingen – Eine Reise durch Fantasie und Realität

In der Stadthalle Balingen öffnete nun eine außergewöhnliche Ausstellung ihre Türen: Janosch – Leben und Werk. Über 600 Werke des Schöpfers der Tigerente und mehr als 200 persönliche, künstlerische und alltägliche Gegenstände werden präsentiert. Von seinen ikonischen Kinderbuchfiguren bis hin zu weniger bekannten Arbeiten zeigt die Ausstellung die beeindruckende Bandbreite von Janoschs Lebenswerk.

Janosch hautnah: Einblicke in ein künstlerisches Leben

In der Ausstellung Janosch – Leben und Werk können Besucher:innen die facettenreiche Welt des berühmten Schriftstellers und Illustrators Janosch erkunden. Die Ausstellung bietet einen umfassenden Einblick in das Leben und Schaffen des Künstlers, der 1978 mit dem Kinderbuch Oh, wie schön ist Panama weltberühmt wurde. Mit seinen liebenswerten Figuren, wie dem kleinen Tiger und dem kleinen Bären, hat er sich in die Herzen von Millionen von Menschen gezeichnet. Doch Janosch ist nicht nur ein talentierter Kinderbuchautor – seine Kunst reicht weit über seine Bücher hinaus.

Janosch alias Horst Eckert

Horst Eckert, heute weltweit bekannt als Janosch, wurde 1931 in Hindenburg, Oberschlesien (Zabrze, Polen) geboren. Seine Kindheit ist von häuslicher Gewalt geprägt. 1946 musste die Familie Eckert nach Deutschland fliehen und kommt nach Bad Zwischenahn in Niedersachsen. In Krefeld beginnt der junge Horst eine Ausbildung zum Textilzeichner. Der Wunsch, Künstler zu werden, führt ihn schließlich nach München, wo er an der Akademie der Bildenden Künste Malerei studieren will. Doch nach zwei Probesemestern musst er aufgrund „mangelnder Begabung“ das Studium beenden. Trotz dieses Rückschlags lässt er sich nicht entmutigen. Er wendet sich dem Schreiben zu, beginnt im Feuilleton zu veröffentlichen und nimmt seinen berühmten Künstlernamen Janosch an.

Die Zeit an der Kunstakademie

Gleich zu Beginn der Ausstellung werden die frühen Gemälde des Künstlers gezeigt, die während seiner Zeit an der Akademie entstanden sind. Diese Werke offenbaren die Vielseitigkeit von Janosch und markieren den Beginn seiner künstlerischen Laufbahn. Besuchende erhalten einen Einblick in seine künstlerische Entwicklung und seine Maltechnik, die auch auf seine Ausbildung in Krefeld zurückzuführen ist. Seine frühen Werke zeichnen sich durch experimentelle Farbaufträge und collageartige Elemente aus, die den kreativen Entdeckergeist des jungen Künstlers widerspiegeln.

Janosch: Napoleon und sein Papagei, 1950er-Jahre, Acryl und Mixed Media auf Leinwand, nachträglich signiert. Foto: Sophie Godzik.

Die frühen Kinderbücher

1960 veröffentlicht Janosch sein erstes Kinderbuch Die Geschichte von Valek, dem Pferd, dem bald Das Auto hier heißt Ferdinand und Das Apfelmännchen folgen. In diesen frühen Geschichten ist sein malerischer Stil noch deutlich erkennbar, wie die ausgestellten Acrylgemälde zeigen. Im Laufe der Zeit entwickelt Janosch jedoch einen stärker illustrativen Stil. Das kleine Schiff gehört zu den ersten Werken, die seine charakteristische zeichnerische Handschrift erkennen lassen und veranschaulicht, wie er autobiografische Erlebnisse in seine Kunst integriert.

Einblick in die Illustrationen für Kinderbücher in der Ausstellung „Janosch – Leben und Werk“ in Balingen. Copyright: Janosch film & medien AG. Foto: Sophie Godzik.

Tiger und Bär erobern die Welt

Janosch gelingt 1978 mit Oh, wie schön ist Panama der große Durchbruch, gefolgt von Post für den Tiger im Jahr 1980. Diese Bücher erreichen Millionenauflagen und werden in über 30 Sprachen übersetzt. Die Ausstellung gewährt einen besonderen Einblick in Illustrationen, in denen die beliebten Figuren zum Leben erwachen. Die ikonische Tigerente ist dabei allgegenwärtig. Ergänzend wird auch eine Auswahl von Alltagsgegenständen und Merchandise-Artikeln gezeigt, die mit Janoschs Entwürfen versehen sind und eindrucksvoll präsentieren, wie seine Kunst weit über den Bilderrahmen hinaus in den Alltag der Menschen Einzug gehalten hat.

Janosch wandert aus nach Teneriffa

Nach dem großen Erfolg von Tiger und Bär verschlechtert sich Janoschs Gesundheitszustand erheblich. In Folge einer düsteren Prognose entschließt er sich mit nur einer kleinen Tasche unter dem Arm nach Teneriffa auszuwandern. Dort findet er in den Bergen eine neue Heimat und richtet sich in einer Finca ein Atelier ein, das zu seinem kreativen Rückzugsort wird. In der Ausstellung kann man einen Nachbau dieses Ateliers besichtigen. Die originalen Möbelstücke und Gegenstände, die Janosch umgaben, werden gezeigt. Unvollendete Werke und persönliche Utensilien bieten einen intimen Einblick in seinen kreativen Schaffensprozess und lassen die Besuchenden die Atmosphäre nachempfinden, die Janosch inspirierte.

Ein Maler und Autor, der auch Druckgraphik kann

Janosch ist nicht nur ein Meister des Pinsels, sondern auch ein versiert in der Technik der Druckgraphik. Seine Radierungen sind ein weiteres Zeugnis seines umfassenden künstlerischen Talents. In der Ausstellung wird der komplexe Herstellungsprozess der Mehrplattenfarbradierung dargestellt. Besucher:innen haben die Möglichkeit, originale Kupferplatten zu sehen, die Janosch eigenhändig bearbeitet hat, sowie verschiedene Andrucke aus der Druckerwerkstatt. Diese Exponate bieten einen faszinierenden Einblick in das Handwerk der Radierung sowie den kreativen Schaffensprozess und zeigen die Sorgfalt und Präzision, mit der Janosch seine farbenfrohen Werke schuf.

Einblick in Radierungen in der Ausstellung „Janosch – Leben und Werk“ in Balingen. Foto: Sophie Godzik.

Umweltschutz wird großgeschrieben

Janosch zeigt nicht nur in seiner Kunst eine tiefe Verbundenheit zur Natur, sondern engagiert sich auch aktiv für deren Erhaltung und Schutz. Im Jahr 2021 gründet er gemeinsam mit seiner Frau Ines die Fundación Canarina, eine Stiftung, die sich dem Schutz der Umwelt und der Tierwelt auf den Kanarischen Inseln widmet. Mit dieser Initiative setzt Janosch ein starkes Zeichen für Nachhaltigkeit und den Erhalt der natürlichen Schönheit, die ihn und seine Werke stets inspiriert haben.

Infowand zur Fundación Canarina. Foto: Sophie Godzik.

Vorhang auf für Janoschs Kunst

Am Freitag, den 09.08.2024, fand die Eröffnung der großen Janosch-Retrospektive in der Stadthalle Balingen statt. Die Vernissage war ein voller Erfolg und zog zahlreiche Besucher:innen an, die gespannt auf die Präsentation der Werke des beliebten Künstlers warteten. Im Rahmen der Veranstaltung wurden mehrere prominente Persönlichkeiten von Sandra Quadflieg (deutsche Schauspielerin und Moderatorin) interviewt, darunter Dirk Abel (Oberbürgermeister der Stadt Balingen), Matthias Klein (Geschäftsführer der Stadthalle Balingen), Bernd Feil (Geschäftsführer der Art28), Anne Striewe (Leiterin der „Fundación Canarina“), Dr. Katharina Eleonore Meyer (Geschäftsführerin des Merlin Verlags), sowie Enrico Battaglia (Kunsthistoriker M.A., Kurator der Ausstellung). Nach den Interviews wurde die Ausstellung offiziell eröffnet und die Besucher:innen hatten die Gelegenheit, die zahlreichen Werke Janoschs erstmals zu bewundern.

Über den Organisator: Art28

Die Art28 ist ein Kunstverlag und -handel mit Sitz in Tübingen. Nach dem erfolgreichen Projekt James Rizzi – Ein Leben für die Kunst im Jahr 2020 in der Stadthalle Balingen setzt die Art28 diesen Erfolg nun mit der umfassenden Retrospektive zu Janosch fort. Aktuell beschäftigt sich die Art28 auch mit einem großen Bauprojekt: Das Neue Kunstmuseum Tübingen wird in der Schaffhausenstraße 123 in Tübingen errichtet. Die Eröffnung ist im Frühjahr 2025 geplant.

Weitere Informationen

Janosch – Leben und Werk
10.08.-06.10.2024

Stadthalle Balingen
Hirschbergstr. 38
72336 Balingen

Öffnungszeiten:
Mo-So 10-19 Uhr
Do 10-21 Uhr

https://www.janosch-balingen.de/