Von Buddhabrot bis Schmetterlingsdiagramm — die Welt mit den Augen von Katharina Schwarz

Katharina Schwarz macht seit vielen Jahren Kunst, die unter anderem sehr von der Mathematik geprägt ist. Die Werke, die sie hervorbringt, sind leise humorvoll, dabei immer präzise und sehr durchdacht. Wir haben sie anlässlich ihrer LABORfenster Ausstellung „auf den Punkt gebracht“ kurz gefragt, wie sie zu ihren Bildfindungen kommt.

Katharina Schwarz macht seit vielen Jahren Kunst, die unter anderem sehr von der Mathematik geprägt ist. Die Werke, die sie hervorbringt, sind leise humorvoll, dabei immer präzise und sehr durchdacht. Wir haben sie anlässlich ihrer LABORfenster Ausstellung „auf den Punkt gebracht“ kurz gefragt, wie sie zu ihren Bildfindungen kommt. 

Katharina Schwarz, Ich wollte einfach glücklich sein. Metallic Konfetti bunt, Bodeninstallation, Maße variabel, 2012.
Katharina Schwarz, Ich wollte einfach glücklich sein. Metallic Konfetti bunt, Bodeninstallation, Maße variabel, 2012.

Wenn ich Deine Arbeiten sehe, sind sie mir nicht unbedingt auf den ersten Blick verständlich oder zugänglich. Was sind die Fragen, die Du mit Deiner Arbeit zu beantworten suchst?

Mir geht es weniger um Antworten, sondern eher darum, eine Frage möglichst präzise zu stellen. In einer Arbeit habe ich mich gefragt: „Wo ist der Wind, wenn er nicht weht?“
Dabei interessiert mich, wie viel Sichtbares notwendig ist, um den Fokus auf das zu verschieben, was ich nicht zeige. 

Einige Deiner Arbeiten haben interessante Titel… 

Buddhabrot“ oder „Feigenbaum-Diagramm“ sind bildliche Darstellungen von Formeln, die es in der Mathematik gibt. Mich interessieren diese Darstellungen aber immer nur in Kombination mit ihren sprechenden Bezeichnungen. 

Katharina Schwarz, Buddhabrot. Programmierung, Fotopapier semiglossy, dunkelbrauner Holzrahmen, 100 cm × 140 cm, 2011.
Katharina Schwarz, Buddhabrot. Programmierung, Fotopapier semiglossy, dunkelbrauner Holzrahmen, 100 cm × 140 cm, 2011.

Und wofür benutzt man diese Formeln?

Das Schmetterlingsdiagramm der Sonnenflecken“ zum Beispiel kommt aus der Physik. Institute und Wissenschaftler:innen beobachten und notieren die Sonnenflecken, welche ein Maß für die Sonnenaktivität sind. Ich habe mir die Daten des letzten Sonnenfleckenzyklus’ zusenden lassen. Meine Arbeit ist im Grunde eine Verschiebung, vielleicht eine ästhetische Verbesserung dessen, was schon längst da ist. 

Katharina Schwarz, Das Schmetterlingsdiagramm der Sonnenflecken. Programmierung, Plakatpapier, Goldrahmen; 150 cm × 97 cm, 2012.
Katharina Schwarz, Das Schmetterlingsdiagramm der Sonnenflecken. Programmierung, Plakatpapier, Goldrahmen; 150 cm × 97 cm, 2012.

Und was ist dann das „Buddhabrot“? Ich kenne den Begriff gar nicht!

„Buddhabrot“ ist ein Fraktal, welches sich durch eine rekursive Formel kreieren lässt. Das bekannteste Fraktal ist die „Mandelbrotmenge“ nach dem Mathematiker Benoît Mandelbrot. Wenn man diese Menge entsprechend visualisiert, dann kommt eine Figur heraus, die jemand anders an Buddha erinnert hat. Daraus wurde dann in Kombination mit dem Namen Mandelbrot das Buddhabrot. Die Namen habe also gar nicht ich diesen Fraktalen gegeben. 

Wie kommst Du zu Deinen Bildfindungen?

Eigentlich konzentriere ich mich immer darauf, was die bereits existierenden Darstellungen oder Gegenstände wie zum Beispiel die Schneekugel mir zu sagen haben. Im Laufe meines Prozesses frage ich mich dann, was diese Figur bildwürdig werden lässt. Ich versuche herauszufinden, was mich speziell daran interessiert und – für mich sehr wichtig – was andere daran auch interessieren könnte. 

Vielen Dank, Katharina! Wer eine neue Interpretation eines alten Genres, dem Seestück, sehen möchte, dem sei die Ausstellung im LABORfenster Mirabeauweg 3 in Tübingen empfohlen. 

Katharina Schwarz verbindet in ihrer Person und in ihrem Schaffen die Kunst mit der Mathematik. Dabei ist die Mathematik oft der Ausgangspunkt für Assoziationen und das Spiel mit den Bildern. Bis 2012 studierte die Künstlerin an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart Kunst und an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main Bühnenbild. Parallel dazu studierte sie bis 2013 Mathematik an der Universität Stuttgart. Seither lehrt sie am Gymnasium und war gleichzeitig in einigen Gruppenausstellungen vertreten.