„Rücken – vom Suchen und Finden“ – Anett Frey in der Galerie Peripherie

In der Ausstellung „Rücken – vom Suchen und Finden“ zeigt Anett Frey ihre Radierungen, Zeichnungen und Objekte unter dem Leitmotiv Vergänglichkeit. Von Landschaftsarbeiten über Tierdarstellungen bis hin zu toten Tierkörpern/-teile und Vogelnestern können in der Galerie Peripherie erkundet werden.

Streift man durch die Ausstellung „Rücken” von Anett Frey in der Galerie Peripherie, scheint zunächst alles wie in einem Schwarz-Weiß-Film. Ins Auge stehen dann, die bunten Objekte in ihren weißen Kästen. Die scheinbar willkürlich ausgesuchten Dinge, unter denen auch tote Tierköper/-teile zu finden sind, können mithilfe der Schwarz-Weißen-Werke verstanden werden. 

Einige der ausgestellten Arbeiten wurden im Kaltnadelradierungsverfahren hergestellt. Die reliefartigen Erhebungen der gedruckten Tinte und die Vertiefungen der Platte, die im Prozess des Schaffens entstehen, sind auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Beim genauen Hinschauen scheint sich das Gesamtbild in einzelne Schattierungen und Linien aufzulösen und gibt den Blick in eine ganz neue Landschaft frei. Durch den Druckprozess entstanden, spiegeln die Erhebungen und Vertiefungen im Trägermaterial die Auseinandersetzung der Künstlerin mit dem entstehenden Werk und ihrer eigenen inneren Seelenlandschaft wider. 

Anett Frey in der Galerie Peripherie
Anett Frey in der Ausstellung „Rücken“ in der Galerie Peripherie © Anett Frey

„In den verschiedensten Arbeitsphasen bekommt das Unbewusste einen Platz. Dabei wird das naturgetreue Abbild von vielen Schichten überlagert, welche sich von behutsam-zart, gestisch-kraftvoll oder brutal-expressiv in die Radierplatten schneiden oder in das Papier mit Tusche und Kreiden graben. Es ist ein Prozess ohne starre Regeln von Verdichtung und Auflösung und körperlicher Anstrengung, bis die gesehene Realität in meiner künstlerischen Übersetzung ihre ganz eigene Sprache findet.“

Anett Frey
drei Kaltnadelradierungen von Vögeln
Ausstellungseinblick „Rücken – vom Suchen und Finden“ – Anett Frey in der Galerie Peripherie, © Anett Frey

Ganz im Sinne des Memento mori 

Teil des Oeuvres ist die Werkgruppe „FINDLINGE“, die bereits seit 2019 im Entstehen ist. Ihre Inspiration dazu fand Frey beim Spazierengehen am Wegesrand. Sie dokumentierte den Verwesungsprozess der toten Tiere und übersetzte diese gesehene Realität in ihre eigene Bildsprache, um den natürlichen Prozess des Ökosystems zu präsentieren. Ganz im Sinne des Memento mori spiegelt sich die Düsterheit des Todes in den Kontrasten der Werke wider.

Bei genauem Hinschauen zeigt sich der Erschaffungsprozess und die einzelnen Linien in ihrer Vielschichtigkeit. Die Annäherung an das Gegenüber, die Begegnung und der flüchtige Moment finden dabei Ausdruck. Dem leblosen Körper wird durch den künstlerischen Akt eine neue Hülle gegeben. Es soll von dem Gewesenen erzählt und das tote Objekt aus dem natürlichen Prozess des Ökosystems herausgerückt werden. In Anlehnung an den Titel der Ausstellung gewinnt dies eine weitere Perspektive. Gemeint sind damit nicht nur die gezeigten Rückenfiguren, sondern auch der Wechsel des Kontextes: Leblose Tiere, die durch ihre Positionierung, Kontrastierung und Vielschichtigkeit lebendig gemacht werden.

Die Wichtigkeit der kleinen Dinge im Leben

Freys Ausstellung regt an über die eigene Vergänglichkeit zu reflektieren und über die Bedeutung von Vergänglichkeit nachzudenken. Die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Kontexten und die direkte Konfrontation damit zeigen die Wichtigkeit der kleinen Dinge im Leben, die im Alltag häufig übersehen werden. 

Anett Freys Ausstellung „Rücken – vom Suchen und Finden“ ist noch bis zum 23.10.2022 jeden Donnerstag bis Sonntag 17–20 Uhr in der Galerie Peripherie im Sudhaus zu sehen. Dazu bietet die Künstlerin am 15.10. und 23.10. ebenfalls von 17-20 Uhr eine gemeinsame Zeichenrunde an (mit Voranmeldung unter: anett.frey@googlemail.com).