Elemental Fairytale. Felix Müller im Caro’s Tübingen.

Die geheimnisvollen Landschaften in Felix Müllers Fotografien erscheinen vertraut und fremd zugleich. Sie laden die Betracher:innen zum Erkunden ein, bieten Raum für Fantasie und erinnern an Märchen oder Fantasygeschichten.

Von Instagram in die Ausstellung – Felix Müller im Caro’s Restaurant in Tübingen

Felix Müller ist vor allem auf Instagram aktiv: 17 600 Follower:innen warten regelmäßig auf neues Bildmaterial. Sein Account hebt sich vor allem durch die hohe Bildqualität ab, die zeigt, wie intensiv er sich mit seinem Fotomaterial beschäftigt.  

Ein See und Berge, die sich darin spiegeln.
Felix Müller: Refelction 19, Fotografie, 2022. © Foto und Werk: Felix Müller.

„Bei meiner Fotografie verfolge ich zwei Ansätze: Erstens. einen dokumentarischen, bei dem ich bei einer Reise oder einem Ausflug die ganzheitliche Atmosphäre, die großen Motive und kleinen Details spürbar und nachempfindbar machen möchte, sodass sich am Ende ein rundes Bild eines Orts ergibt. Und Zweitens suche ich nach den besonderen und magischen Stimmungen in Kombination mit Motiven, die gerne auch mal abstrakt und minimalistisch werden dürfen“, sagt Felix Müller selbst über seine Vorgehensweise.  

Seine Vorliebe für das Reisen und die Reisefotografie hat er schon früh erkannt: Als er mit den Reisebilder seines Großvaters, damals noch als Dias, aus dem heimischen Wohnzimmer die Welt erkundete. Heute reist er selbst herum, vor allem in seiner Wahlheimat, dem Allgäu.  In der künstlerischen Qualität seiner Fotografien liegt aber der Unterschied zu anderen, typischeren, Reiseblogger:innen.  

Abstrakte Bekannte: Tübingen, die Alpen und die Schwäbische Alb

Die abgebildeten Landschaften erscheinen den Betrachter:innen oft vertraut und fremd zugleich: Tübingen, der Hohenzollern oder das Allgäu werden zu Märchenlandschaften. Bekannte Motive inszeniert Felix Müller so, dass sie verfremdet werden.  

An zwei Werken wird es besonders deutlich: „Tübingen 01” zeigt den Neckar an der Neckarinsel. Der Bildausschnitt ist aber so gewählt, dass Hölderlinturm und Neckarinsel ausgespart werden. Der Hintergrund ist durch die Lichtstimmung abstrahiert. Zwar kennen Ortskundige die überhängenden Zweige über dem Fluss, doch wird der Neckar seiner konkreten Verortung entzogen und zur idyllischen Flussstimmung.  
Auch „Fairytale 46” nimmt eine regionale Bekanntheit ins Bild. Die Burg Hohenzollern ragt aus dem Wolkenmeer auf – auch hier wird die geographische Verortung durch die Wolken erschwert und das Schloss dadurch zu einem Prototyp des Märchenschlosses (was von der Grundidee des Schlosses ja auch gar nicht so weit entfernt ist).  

Elemente und Märchenwelten

Die Elemente spielen bei der Inszenierung der Motive also eine große Rolle: Ob Spiegelungen im Wasser, Wolken oder Nebel – Felix Müller setzt die Elemente gezielt ein und schafft so abstrakte Traumwelten. Eine wichtige Rolle spielt dabei für ihn auch das Licht.  

„Ich versuche auch so oft wie möglich, zum Sonnenauf- oder -untergang unterwegs zu sein. Dann wenn der Nebel aufzieht, die Sonnenstrahlen die Landschaft färben und der Alltag fern ist.“ Die Landschaften wecken bei den Betrachter:innen Erinnerungen an Märchenbilder oder beliebte Fantasygeschichten. Die Geschichte spielt sich dann beim Betrachtenden im Kopf ab: Trolle, Zwerge, Zauberer und Einhörner werden zu möglichen Bewohner:innen der Bildwelten von Felix Müller

Bergketten im Sonnenaufgang.
Felix Müller: Bergblick 03, Fotografie, 2022. © Bild und Werk: Felix Müller.

Die Ausstellung Elemental Fairytale 

Nach der Ausstellung „Landschaft – Strich um Strich“ von Claudius Hennig werden im Caro’s nun wieder Landschaften ausgestellt. Doch die Motive könnten unterschiedlicher nicht sein: Zwar spielen auch einige Bilder von Felix Müller mit der Tendenz zur abstrakten Landschaft (z.B. in der Werkreihe Bergblick), doch sie nehmen viel stärker die Erinnerungen und Emotionen der Betrachter:innen ein. Dafür nutzt Felix Müller unterschiedliche Methoden, die in der Ausstellung exemplarisch gezeigt werden. Ob durch klassische Kniffe der Kunstgeschichte (z.B. durch eine Betrachterfigur wie in „Reflection 19”) oder durch die Nähe zum Motiv (wie in der Reihe Deepgreen).  
Die enge Verbindung zu Instagram wird im Nebenraum deutlich: Hier zeigen sich die Motive im klassischen Quadrat, wie es online durch Social Media zum Standard geworden ist. 

„Fotografie in der Natur ist mein Yoga!“ (Felix Müller) 

Die Ausstellung „Elemental Fairytale” im Caro’s ist bis Ende November 2022 zu sehen. Die  Besuchszeiten richten sich nach den Öffnungszeiten des Restaurants. 
 
Felix Müller auf Instagram: @muellerflix 
Elemental Fairytale – Kune Projects 
www.caros-restaurant.de