Faszination Farbe – Sylvia Grauer im Kapuziner e.V. Rottenburg

Mit ihrer Malerei schafft es Sylvia Grauer uns in ihr Farbuniversum zu entführen. Mit 30 Werken zeigt sie wie vielseitig sie mit Farbe umgeht.

Azurblau, Smaragdgrün und Ockergelb sind nur einige Farben, die uns begegnen. Auf der Leinwand noch neben- und aufeinander, verbinden sich die Farben beim Betrachten im Auge. Die einzelnen Farbelemente werden so zu einer Farbkomposition, zu einem Farbrausch, ja zu einer Faszination.  

Mit ihrer Malerei schafft es Sylvia Grauer, uns in ihr Farbuniversum zu entführen. Sie ermöglicht uns eine intensive Auseinandersetzung mit der Leinwand und zeigt, welche Wirkung Farbe haben kann. Die Ausstellung „Faszination Farbe“ im Kunst im Kapuziner e.V. in Rottenburg zeigt, wie vielseitig die Künstlerin mit Farbe umgeht. Es gibt kein Blau, kein Grün und kein Gelb, das Sylvia Grauer noch nicht begegnet zu sein scheint. 

Faszination Farbe

Für die Künstlerin ist die Malerei ein Ausdruck ihres Inneren. Ganz ohne konkrete Inspiration und Ziel lässt sie sich von Leinwand, Pinsel, Farbe und ihren Gesten führen. Erst im Laufe des Malprozesses wird die Komposition überdacht und Bereiche intensiver ausgearbeitet. Wo fehlt noch Weiß? Wo braucht es noch ein weiteres Grün? Erst das fertige Werk wird auf der Rückseite der Leinwand benannt. 

Bei genauer Betrachtung sind Abstufungen in den einzelnen Farbfeldern zu erkennen. Dadurch erreichen diese eine Tiefe und heben sich von den Umliegenden ab. An einigen Stellen arbeitet Sylvia Grauer auch gezielt Striche ein, die wie Konturen die Felder gleichzeitig voneinander abgrenzen aber auch miteinander verbinden und zu einem harmonischen Gebilde zusammenfügen. 

Je weiter man sich schließlich von den einzelnen Arbeiten entfernt, desto intensiver wird das Bild im Auge der Betrachter:innen. Die Malerei Sylvia Grauers ist ein perfektes Beispiel dafür, dass Kunst von Rezipient:innen abhängig ist und den Austausch benötigt. Erst in unserem trägen Auge vermischen sich die Farben zu einem Spektakel.

Doch wer ist eigentlich Sylvia Grauer?

1949 in Reutlingen geboren, trieb sie es in den 1970er Jahren nach Tübingen, wo es sie auch bis heute festhält. Sie studierte an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen Mathematik und Romanistik und lehrte daraufhin an verschiedenen Gymnasien. Im Rahmen ihres Berufs wurde ihre Leidenschaft zur Kunst wieder erweckt. Bereits mit 15 Jahren erhielt Sylvia Grauer nämlich einen Preis für eine Tuschezeichnung der Stadt Reutlingen. Aufgrund von Personalmangel durfte sie nach einer Fortbildung das Fach Bildende Kunst ebenfalls lehren. Auf diese Fortbildung folgten zahlreiche weitere Malkurse, die sie zur eigenen gestalterischen Arbeit brachten.  

Heute kann sie der Malerei so nachgehen, wie sie es sich wünscht. Frei, ohne Druck, nach eigenem Empfinden. Sie sieht sich selbst in der Tradition des Informel und des Abstrakten Expressionismus; Stilrichtungen abstrakter Malerei, die sich in der Nachkriegszeit in den USA und in Deutschland entwickelten.  

Malerei ist ein Solo-Act

Malerei ist in der Regel ein Solo-Act. Eine Unterhaltung mit sich selbst. Die Leinwand als Zeuge. Doch Sylvia Grauer braucht den Austausch mit anderen Künstler:innen und malt mit ihnen am liebsten zumindest räumlich gemeinsam. Eine große Errungenschaft in ihrer Laufbahn war die Begegnung mit dem Maler Stephan Fritsch, bei dem sie mehrfach in Kurse gegangen ist. Dieser sagte einst: „Wie das Leben drängt der künstlerische Prozess nach einer Lösung und es gibt nichts, was man überblenden, wegwünschen oder zerstören möchte. Malen ist ein endloses Spiel mit der gleichen Substanz.“ Wörter, die eins zu eins auch die Arbeit Sylvia Grauers widerspiegeln. 

Neben der Mitgliedschaft im Verein „Kunst im Kapuziner“ seit 2016, ist sie zudem Mitglied der Künstlervereinigung Ammerbuch „KVArt“, im Kunstverein Herrenberg, im Württembergischen Kunstverein Stuttgart, in der GEDOK Reutlingen sowie bei der Galerie Interart Stuttgart. Seit 2018 wird Sylvia Grauer von der Galerie LDX.artodrome international vertreten. 

Bemerkenswert ist der offene Austausch mit Sylvia über ihre Werke. Sie interessiert sich für die Assoziationen und Interpretationen ihrer Gegenüber und lernt dadurch ihr eigenes Schaffen noch besser kennen.  

Die Ausstellung „Faszination Farbe“ ist noch bis zum 29. Juli 2022 zu sehen.