Monochromie als zentrales Element der Malerei
2007 begegnete Renate Quast einer Installation von Rupprecht Geiger, die einen Raum mit rosarotem Stoff zeltartig auskleidete und die Besucher:innen einlud, sich darunter auf den Boden zu legen. Renate folgte der Einladung und ließ die Farbe auf sich wirken – ein einmaliges Erlebnis, das sie nachhaltig prägte. Da wusste sie: „Meine Malerei wird monochrom werden.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte sich ihre Kreativität auf andere Techniken konzentriert, da sie das Gefühl hatte, mit der Malerei nicht weiterzukommen.
Vorbilder aus der Kunstgeschichte
Dabei war es nicht ihre erste und erst recht nicht die letzte Begegnung mit anderen monochromen Werken. Schon vorher war Renate fasziniert von den blauen Leinwänden von Yves Klein. Die raumauflösenden Farbinstallationen von James Turrell beeindruckten sie ebenso nachhaltig wie die Werke des israelischen Künstlers Dani Caravan. Ihre Inspirationen zieht Renate aus verschiedenen Sparten, auch moderne Architektur und Lichtkunst faszinieren sie – doch die Idee zu einem Werk kann von überall herkommen.
Ein Werk entsteht
In ihren eigenen Arbeiten vermischen sich oft verschiedene Techniken: Fotografie, Druckgrafik, Installationen, Objekte und ab und an Zeichnung. Dabei lotet sie auch Grenzen der Medien aus und probiert gern Neues. Bei unserem Besuch zeigte sie uns beispielsweise Drucke, die auf Papier aus Jeansstoff entstanden. So haben ihre Werke immer auch einen Aspekt des Ausprobierens und Forschens. Im Mittelpunkt und zu Beginn des Werkprozesses steht aber immer die Idee. Ist sie gefunden, macht die Künstlerin sich auf die Suche nach der passenden Technik. Wenn es dann an den konkreten Entstehungsprozess geht, ist zumeist auch schon der Titel fertig. „Wenn meine Werke o.T. betitelt sind, dann nur, um die Betrachtenden zum Nachdenken anzuregen“, so die Künstlerin.
Die „Idee“ steht im Zentrum
Die Idee zum Werk bestimmt also das gesamte künstlerische Vorgehen von Renate Quast. Der kreative Prozess dreht sich dann darum, dieser Werkidee so nahe wie möglich zu kommen. Bei Fotoserien wird zunächst eine große Anzahl an Fotos erstellt und dann diejenigen ausgewählt, die der Idee am nächsten kommen. Auch bei Druckgrafiken werden mehrere Abzüge erstellt, die dann nach einer Pause, in der sie Abstand gewinnt, zum Werk ausgewählt werden. Was der Idee nicht nahe kommt, wird weiterbearbeitet. „Bei Objekten oder Installationen setze ich nur noch meine im Kopf schon vorhandene Idee in den Raum oder die Umgebung um“, so Renate Quast. „Wichtig ist, dass das Werk eine Präsenz besitzt.“
Renate Quasts Werk für Bebenhausen
In Bebenhausen war Renate sofort vom Kapitelsaal inspiriert. Der dunkle Raum mit den kleinen Fenstern brachte sie auf die Idee zu einem Werk, das eine starke Präsenz hat. Mit einer Mischung aus monochromer Malerei und Installation wird sie den Kapitelsaal bespielen, dessen Formensprache einen guten Eindruck der Architektur aus der Anfangszeit des Klosters gibt. Sie hofft, mit ihren farbenfrohen Leinwänden die düstere Raumstimmung aus den romanischen Räumen zu erhellen.
Über die Künstlerin
Renate Quast ist gebürtige Berlinerin und kam schon früh dort in den Kontakt mit Kunst: Ob es die wenigen Ölgemälde in der elterlichen Wohnung waren, die Museumsbesuche mit der Tante oder die damals weit verbreiteten Kunstkalender, aus denen Renate Bilder und Künstlerangaben ausschnitt und sammelte. Selbst Künstlerin zu werden, lag ihr aber zunächst fern: Sie begeisterte sich für Rechtsphilosophie und studierte Jura. Über das Studium kam sie dann auch in die Region, wo sie später ihre eigene Kanzlei eröffnete. Erst einigeJahre später begann sie sich für Kunst zu interessieren, ab 1991 im eigenen Atelier mit der Teilnahme an Ausstellungen.
Renate Quast auf Instagram: @atelierrenatequast
Bebenhausen inspiriert. 34 zeitgenössische Perspektiven auf Schloss und Kloster – Kune Projects