Zauberwald

Inmitten dieser traumhaften Winterlandschaft auf 1500 Höhenmetern befindet sich ein See, bedeckt mit Eis und Schnee, an den ein kleines romantisches Waldstück grenzt. Bereits aus einiger Entfernung sind mystische Klänge zu hören, die uns nun den Fußweg zum Zauberwald weisen. Über eisige Wege und Schneewehen bahnen wir uns den Weg zu dem verzauberten Wald, der uns den Weg bereits leuchtet.

Unsere Reise beginnt im regnerischen Tübingen. Wir schlagen uns durch schlechtes Wetter bis in die Schweiz durch und erblicken im Rheintal die ersten schneebedeckten Bergketten. In Chur, der Hauptstadt des Kantons Graubünden, wird unsere Fahrt allerdings noch von Regenschauern begleitet. Beim erklimmen der Höhenmeter bis in die Lenzerheide ändern sich diese Umstände jedoch schlagartig. Die Straße schlängelt sich nun durch eine schneebedeckte Landschaft. Einige Minuten später ist auch die Fahrbahn schneebedeckt und wir müssen lernen, wie man Schneeketten aufzieht, um weiterfahren zu können. Die winterliche Schneelandschaft umgibt uns nun vollständig und wir befinden uns scheinbar in einer anderen Welt.

Zu sehen ist eine Traube aus mehreren Discokugeln. Sie hängt zwischen Nadelbäumen in einer lichtarmen Umgebung.
Zauberwald Lenzerheide, Fotografie Vanessa Braun.

Winter in seiner schönsten Form

Inmitten dieser traumhaften Winterlandschaft auf 1500 Höhenmetern befindet sich ein See, bedeckt mit Eis und Schnee, an den ein kleines romantisches Waldstück grenzt. Bereits aus einiger Entfernung sind mystische Klänge zu hören, die uns nun den Fußweg zum Zauberwald weisen. Über eisige Wege und Schneewehen bahnen wir uns den Weg zu dem verzauberten Wald, der uns den Weg bereits leuchtet.

Zu sehen sind mehrere Neonröhren, die in der Form zahlreicher Sechsecke angeordnet ist.
Hexx Øne, Lichtinstallation von Calidos, Fotografie Vanessa Braun.

Ein Wald aus Licht und Klang

Dort angekommen werden wir von einer Traube aus Discokugeln empfangen, die den gesamten schneebedeckten Waldweg in ein bewegtes Lichterspiel taucht. Die Lichtinstallation lässt den/die Betrachter*innen unmittelbar in die poetische Welt von Licht, Klang und Natur eintauchen und schafft damit eine Bewusstwerdung für die uns umgebende Landschaft. Schnee, Wind, Wald und vor allem Kälte umgibt uns und lässt uns Eins werden mit dieser traumhaften Winterlandschaft.

Zu sehen ist eine Skulptur, die bunt beleuchtet ist. Sie hockt zwischen beleuchteten Pflanzen.
NOSCETEIPSUM, Lichtinstallation im Zauberwald, Fotografie Vanessa Braun.

Der Geist der Natur

Schlendern wir nun durch das kleine Waldstück tauchen am Wegesrand immer wieder Licht- und Klanginstallationen auf, die uns die Kälte fast vergessen lassen. Bereits nach einigen Metern erscheint im Dickicht eine Skulptur. Sie scheint aus sich selbst heraus zu leuchten und spricht zu uns. Die Installation mit dem Titel NOSCETEIPSUM macht es dem/der Betrachter*in möglich, in Kontakt mit dem Geist der Natur zu treten. Die elfenhafte Figur fordert uns auf, unser Bewusstsein für die Natur zu schärfen, die Essenz der Natur gar in uns selbst zu suchen und möglicherweise auch zu finden. Natalie Wallrapp, Designerin und Kamerafrau, kreiert mit der Skulptur eine Figuration der Natur, die es dem/der Betrachter*in erleichtert, mit der Welt der Natur in Kontakt zu treten. Manuela Hofer-Aggeler, Märchenautorin, vertont die Aura der mystischen Figur durch deren Wünsche und Äußerungen, die konkret an den/die Betrachter*in gerichtet sind. Aus diesem Zusammenspiel entsteht eine unmittelbare und traumähnliche Naturerfahrung, die durchaus zu Gedanken über die eigene Positionierung in der Welt, der Naturlandschaft und der Gesellschaft der heutigen Zeit anregt.

Zu sehen ist ein Mikrofon in einem Lichtkegel.
Detail Muttersprache, Interaktive Lichtinstallation von Bane X MM, Fotografie Vanessa Braun

Raum und Zeit

Wendet man den Blick weiter in die Tiefe des dunklen Waldes tauchen zahlreiche leuchtende Sechsecke im Blickfeld auf. Tritt man näher an die Lichtinstallation Hexx Øne heran, erkennt man zwölf dieser hell strahlenden Sechsecke, zu einer Art Tunnel aneinandergereiht. Sie bestehen aus 7200 LED-Leuchten und ziehen den/die Betrachter*innen schlagartig in ihren Bann. Es entsteht das Bedürfnis in diesen Tunnel, in dem Zeit und Raum keine Rolle zu spielen scheinen, einzutreten. Durchläuft man nun die Lichtinstallation der Künstlergruppe Calidos scheint man sich in einem alternativen Universum fern von gesellschaftlich und kulturell geprägten Rhythmen zu befinden. Das pulsierende Licht, das den/die Betrachter*in umhüllt, eröffnet ihm/ihr einen alternativen Blickwinkel auf Raum, Zeit und unsere eigene Verortung in dieser sich permanent verändernden Umwelt.

Zu sehen sind mehrere leuchtende Kugeln, die auf unterschiedlicher Höhe von einem Baum hängen.
Die Eisperlen der jungen Witwe, Lichtinstallation des Künstlerkollektivs Noa, Fotografie Vanessa Braun.

Fragilität des Schönen

Vorbei an bunten Papiervögeln, die sich im Schwarzlicht farblich entfalten und einem Konzertflügel, der unter einem riesigen Kronleuchter aus Lichterketten mitten im Nadelwald steht, schlendern wir durch die winterliche Landschaft und lassen uns von den Installationen am Wegesrand verzaubern. Abrupt werden wir allerdings aus den Träumereien aus Licht und Ton gerissen, denn wir stehen vor einem meterhohen Eisberg aus Plastik. Mika Schell zeigt mit der Skulptur Gletscher eine andere, eine unangenehme Seite der Auseinandersetzung mit Natur auf. Die 10 Kubikmeter Eis, die die Skulptur abbildet, schmelzen am Bündner Morteratsch Gletscher durchschnittlich pro Sekunde. Die Skulptur aus Plastik steht, als nicht schmelzendes Mahnmal für den permanent fortschreitenden Klimawandel, der, wie auch die schönen und poetischen Aspekte der Natur, uns alle betrifft, inmitten der wunderschönen Winterlandschaft und schärft unser Bewusstsein für die Vergänglichkeit dieser Welt.

Zu sehen ist gelbes und orangenes Licht durch einen Nebel.
Trees in Motion, Lichtinstallation von Artificial Owl, Fotografie Vanessa Braun.

Essenz des Lebens

Diese ernsthaften Gedanken begleiten uns auf dem weiteren Weg entlang eines kleinen Baches, der durch das Waldstück fließt. Unsere Aufmerksamkeit wird allerdings nach wenigen Schritten von einem alles umgebenden Nebel aufgesogen. Die Quelle des Nebels befindet sich auf einer Ebene außerhalb des Waldes auf der anderen Seite des Bachlaufs. Dort befindet sich zudem eine kleine Gruppe von Nadelbäumen, die ebenfalls von dem Nebel eingehüllt werden. Die Installation Trees in Motion gibt den Bäumen in einem Zusammenspiel von Licht, Nebel und Natur eine Lebendigkeit wieder, die ihnen seit den letzten Sommertagen abhanden gekommen zu sein scheinen. Artificial Owl schafft damit einen Moment des Innehaltens, sodass selbst bei der bitteren Kälte ein warmes Gefühl entsteht.

Zu sehen sind drei Baumstämme, die von blauem Licht beleuchtet werden.
Muttersprache, Interaktive Lichtinstallation von Bane X MM, Fotografie Vanessa Braun.

Von Feen und Kobolden

Unseren Spaziergang durch den Zauberwald, der uns tatsächlich verzaubert hat und uns die Schönheit und Verletzlichkeit der Natur ins Bewusstsein gebracht hat, beenden wir an einem der Stände, die zu einem kleinen Dörfchen aneinandergereiht das Gefühl vermitteln, man befinde sich irgendwo hoch im Norden in der Heimat der Kobolde und Feen. Zwischen Zaubertrunk und warmer Suppe trinken wir einen heißen winterlichen Glühwein und wärmen uns kurz auf, bevor wir den Fußmarsch nach Hause durch den Schnee antreten. Zuhause freuen wir uns auf ein warmes Bad und die Decke, unter die wir uns zurückziehen können. Im Warmen kehren wir allerdings gedanklich wieder zurück in den mystischen Wald mit all den Eindrücken, den Lichtern, den Klängen und der Natur, die uns permanent umgibt.