Seit Jahren zieht es uns immer wieder nach Südengland, und zwar nach Brighton. Diese Stadt beeindruckt uns durch ihre Aufgeschlossenheit und Offenheit, die uns oft sehr an Tübingen erinnert. Nur etwas bunter, verrückter und irgendwie innovativer ist sie doch, aber vielleicht mag das auch nur an der „Ausflugssbrille“ liegen.
London by the Sea
Durch die wunderbare Lage am Wasser, um genauer zu sein am Ärmelkanal – und vor allem nur ein Stunde südlich von London – fühlt man sich durch den Duft der frischen Meeresbrise und dem Kreischen der riesigen Möwen gleich wie im Urlaub. Und an jeder Straßenecke gibt es etwas zu entdecken. Ob am Strand oder in den vielen Gassen, alle finden einen Zugang zu Brighton. Kultur und Natur, Altes und Neues, Ausgefallenes und Bekanntes, sowie Erholung und Abenteuerreiches verschränken sich hier. Und trotzdem ist der Eindruck stets stimmig.
Vom urigen Fischerdorf zum modernen Kurort
Schon die Angelsachsen empfanden die Lage am Meer, in der Nähe der berühmten Kreidefelsen Seven Sisters, im 5. Jahrhundert äußerst reizvoll. Über die Jahrhunderte kämpfte das Fischerdorf mit schweren Stürmen, Räubern und französischer Besatzung.
Erst Dank der Veröffentlichung des Arztes Richard Russel aus Lewes erfuhr Brighton ab 1750 an Berühmtheit. Er propagierte die sagenhaften Heilkräfte des Brightoner Meerwassers. Seine Theorie fand sehr schnell breite Akzeptanz. So errichtete er ein Wohnhaus für sich, aber auch um dort Patienten zu behandeln. Die Wirkung des Meeres, des Wassers und des Windes sprach sich herum. Gerade Wohlhabende gönnten sich eine Auszeit und die heilenden Kräfte der Natur bei Richard Russel. So wuchs Brighton zu einem Kurort, der auch den hohen Adel anzog.
1786 kaufte der Prinzregent, der spätere König George IV., ein Landhaus mitten in der Stadt. Dieses ließ er zu einem extravaganten, äußerst exotischen Palast umbauen, den berühmten Royal Pavillion. Indien mitten in England – statt Tauben große dicke Möwen. Brighton im Regency-Stil florierte, jeder wollte eine Freizeitbleibe am Meer. Häuser schossen aus dem Boden.
Und dann zur großen Stadt
Die auch heute noch sehr bekannten Viertel Kemp Town und Brunswick Town entstanden. Ab 1841 pendelten alle, die wollten und konnten, gemütlich mit der Eisenbahn von London Richtung Ärmelkanal – eine Strecke die auch heute noch vor allem an den Wochenenden und während der Schulferien ausgiebig von den Londonern genutzt wird, um ein paar gemütlich Tage am Meer zu verbringen.
Günstige Häuser und Bauten wurden gebaut. So wächst die Stadt bis heute, verändert sich, bleibt alten Strukturen treu. Gemeinsam mit den angrenzenden Orten Hove, Rottingdean und Portslade wurde 1997 die Unitary Authority Brighton and Hove ins Leben gerufen – seit 2001 eine City.
Eine, zwei … ganz viele Reisen wert
Erfrischend, quicklebendig, nostalgisch und bunt – Brighton verzaubert mit seiner Pubszene, seinen kleinen Läden in den Lanes und North Laine, seiner unvergleichlichen Promenade, seiner Offenheit und Gelassenheit.
Und vor allem mit ihrer Kunstszene. Viele Künstler betreiben ihre kleinen, aber feinen Ateliers in der Stadt, Architektur überzeugt mit einer Mischung aus fernen Ländern und Regency-Stil, Street Art ziert die Gassen. Was wünscht man sich als Kulturinteressierte mehr?
Auf alle Fälle ist dieser eindrucksvolle Ort ganz im Süden Englands sehenswert. Und wir – wir werden hoffentlich noch ganz oft den Genuss haben, diese wunderbare Stadt zu erkunden – am besten gemeinsam mit unseren lieben Verwandten, die mitten in Brighton den einzigartigen Flair täglich genießen dürfen. Und euch – euch nehmen wir mit, werden euch hier immer mal wieder aus Brighton und vor allem von der einzigartigen Kulturszene berichten.