Between Swimming and Dryland – Zwischen Realität und Imagination

Skuril und grotesk erscheinen Anna M. Szaflarskis Arbeiten und regen zum Nachdenken und Nachforschen an. Bezüge zur Mikrobiologie, Literatur und Kunstgeschichte gekoppelt mit Fantasy und Science-Fiction finden sich und nehmen jede Besucher*in mit in eine einzigartige Welt, in Anna M. Szaflarskis ganz eigenen Kosmos.

Between Swimming and Dryland

Der Kunstverein Reutlingen präsentiert unter dem Titel Between Swimming and Dryland die erste institutionelle Einzelausstellung der kanadisch-polnischen Künstlerin in Deutschland. Über 20 zum Teil raumfüllende Arbeiten sind auf knapp 700 Quadratmetern zu sehen. 

Ein Blick in die Ausstellung Between Swimming an Dryland im Kunstverein Reutlingen. Im Mittelpunkt von Anna M. Szaflarskis arbeiten steht der Körper, seine Grenzen, die Einbettung in die jeweilige Umwelt und das Körperbewusstsein.
Anna M. Szaflarski, Between Swimming and Dryland, Ausstellungsansicht, Kunstverein Reutlingen, Foto: Vanessa Braun, ©Anna M. Szaflarski.

Im Mittelpunkt der Arbeiten steht der Körper, seine Grenzen, die Einbettung in die jeweilige Umwelt und das Körperbewusstsein. Dabei spielt Anna S. Szaflarski mit der Wahrnehmung der Rezipient*innen, ihre Werke lösen Irritationen aus. So werden das eigene, ganz individuelle Wissen über Körper und ihre Einbettung in die Umgebung in Frage gestellt.

Klecks Klecks, 2019

Die 15m lange raumfüllende Arbeit Klecks Klecks wurde mit der sogenannten ice dyeing-Technik hergestellt. Dadurch entstanden Strukturen und Ausdrücke, die für keine Betrachter*in gleich erscheint.
Anna M. Szaflarski, Klecks Klecks, Detail, Kunstverein Reutlingen, Foto: Jessica Plautz, © Anna M. Szaflarski.

Klecks Klecks. Diese 15m lange raumfüllende Textilarbeit ist in Kooperation mit dem belgischen Künstler Remko van der Auwera entstanden. Gearbeitet wurde mit der sogenannten ice dyeing-Technik. Mit Farbpigmenten und Eis, die auf das gefaltete und zerknüllte Gewebe aufgetragen wurden, entstanden individuelle Strukturen und Ausdrücke. Durch die Wahl des Eises und den dadurch sehr langsamen Prozess des Färbens, entstehen einzigartige Formen.

Sie erinnern an die Tintenklecksbilder, die von dem deutschen Mediziner Justinius Kerner und dem Schweizer Psychiater und Psychoanalytiker Hermann Rorschach in ihren psychodiagnostisches Testverfahren benutzt wurden. Es macht Spaß sich intensiv mit dem Werk zu beschäftigen. Man erkennt Gesichter und Gegenstände, vertraute Objekte in dem durch den Schmelzprozess entstanden Chaos. Unzählige Geschichten lassen sich finden, und jeder sieht seine ganz eigenen.

It filled the Well, it pleases the Pools, 2019

Auf einem entfremdeten Tisch steht Keramik. Dieser ist gedeckt mit Tellern, Gläsern, Vasen und Krügen. Allerdings sind sie durchlöchert und aufgeplatzt, können nicht genutzt werden. Sie eröffnen Blicke auf das Innere des menschlichen Körpers.
Anna M. Szaflarski, It filled the Well, it pleases the Pools, Kunstverein Reutlingen, Foto: Jessica Plautz, © Anna M. Szaflarski.

Die Installation It filled the Well, it pleases the Pools zeigt Keramik auf einem verfremdeten Tisch. Wie an einer gedeckten Tafel werden Teller und Gläser, Vasen und Krüge präsentiert. Doch funktionsfähig sind sie nicht. Durchlöchert und aufgeplatzt eröffnen sie Blicke auf das Innere des menschlichen Körpers. Zwei hirnähnlich aussehende Objekte ergänzen das Arrangement. Und auf subtile Art und Weise holen zwei Gesichter, im Profil dargestellt, die Rezipient*innen mit an den Tisch. In einem äußerst spannenden Kontrast steht hier also die Anatomie mit dem vom Mensch Erschaffenen, das Subjekt mit dem Objekt, das Belebte mit dem Unbelebten. Die Arbeit entstand in Kooperation mit der polnischen Keramikerin Olga Milczynska.

Die Ausstellung Between Swimming and Dryland lädt zum Nachdenken, zum Imaginieren und zum Diskutieren ein. Ein Besuch in der Gruppe vereinfacht oft die Beantwortung von aufkommenden Fragen. Sie ist noch bis zum 25.08.2019 im Kunstverein Reutlingen zu sehen.

Anna M. Szaflarski

Anna M. Szaflarski ist 1984 in St. Catharina, Kalifornien, geboren. Sie studierte Bildende Kunst an der Emily Carr University, Vancouver, an der Kunsthochschule Berlin Weissensee und der Universität der Künste, Berlin. Sie ist Autorin, Künstlerin und Kunstbuchverlegerin (AKV Berlin). Neben der Malerei und Zeichnung, finden sich in ihrem Oeuvre Keramik, Installation und Performance. Sie lebt und arbeitet in Berlin.