Kunst im Raum – Raumkunst. Über die Ausstellung „Kunst-Nomaden“ im Gesundheitszentrum Mössingen.

Kunst im GZM ist eine Veranstaltungsreihe von regelmäßigen Ausstellungen regionaler Künstler:innen. Unter der Schirmherrschaft von Landkreis, Kreisbaugenossenschaft und dem Kulturnetz Tübingen e.V. werden diese Ausstellungen seit der Einweihung des Gesundheitszentrums Mössingen in der Innenstadt organisiert. Aktuell ist es die 12. Ausstellung, die Jochen Gewecke in dem Atrium des großzügigen Gebäudes kuratiert. Gemälde von vier Kunstkolleg:innen aus Tübingen beleben gegenwärtig die weißen Wände des Atriums des Gesundheitszentrums auf vier Stockwerken. Diese vier Künstler:innen teilen sich (gemeinsam mit noch drei weiteren) ein Gemeinschaftsatelier in den Räumen des ehemaligen Wasmuth-Verlages - dem traditionsverpflichteten Verlag für Architektur, Archäologie, Kunst und Design.

 

Die Kunst-Nomaden: Gemeinsames Schaffen unter einem Dach

Als 2006 das ehemalige Jugendamt in der Doblerstraße 15 in Tübingen von vielen Künstlern als Atelierhaushaus unter dem Dachverband des Kulturnetzes Tübingen e.V. bezogen wurde, fanden etliche Kunstkolleg:innen in ihrem gemeinsamen Bestreben nach Fortbestand des Künstlertums zusammen. Mittlerweile hat sich das Projekt neu organisiert hinsichtlich räumlicher und zeitlicher Flexibilität. Die Gruppe, der auch die derzeitigen Aussteller:innen im GZM angehören, mieteten zwischenzeitlich ein Gemeinschaftsatelier in Derendingen, dann in einer ehemaligen Fertigungshalle eines Fensterbauers in Lustnau, und nun wieder in Derendingen. Anlässlich dieses bewegten Wechsels von ständig neuen Wirkungsstätten, prägte Wilhelm Triebold, der ehemalige Kulturradakteur des Schwäbischen Tagblattes, für die sieben Atelierkolleg:innen den Begriff „Kunst-Nomaden“ und gab Ihnen somit einen standfesten Namen.

Eine Vernissage als gesellschaftlich vereinendes Erlebnis

Das Besondere der Ausstellung „Kunst-Nomaden“ ist nicht nur, dass sich die Ausstellenden ihr Atelier gemeinsam teilen: Die Kuration und Vernissage ist, dank Jochen Geweckes Initiative, durch eine Kooperation mit der Juniorenfirma der Wilhelm-Schickard-Schule Tübingen entstanden. Die Juniorenfirma des Wirtschaftsgymnasiums ist eine AG Freiwilliger, die sich als innovative Unternehmer verstehen. Nun interessieren sich die Jugendlichen für Kunstvermarktung und Kunstentstehung. Nach einem Besuch mit Jochen Gewecke im Gemeinschaftsatelier der „Kunst-Nomaden“ trafen die Schüler:innen ihre Entscheidung: Iris Abt, Karl Dautermann, Claudius Hennig und Mark Krause sind die Auserwählten, deren Arbeiten noch bis 19. April 2024 in Mössingens neuer Innenstadt angeschaut und nach Anfrage käuflich erworben werden können. Im Losverfahren wurde entschieden wie die Ausstellenden die Stockwerke zugeteilt bekamen. So bleibt die Stimmigkeit und Einheit pro Stockwerk erhalten.

Vernissage der Ausstellung Kunst-Nomaden im Mössinger Gesundheitszentrum am 23.11.2023

Inwiefern lassen sich Nomaden und Geflüchtete in ein Verhältnis bringen?

Matthias Sacher, Geschäftsführer der Kreisbaugesellschaft Tübingen und Mössingens Oberbürgermeister Michael Bulander sprachen an diesem Abend die einleitenden Grußworte.

Anlässlich des stets anhaltenden Stroms geflüchteter Menschen aus der Ukraine, aus dem türkischen Erdbebengebiet, aus dem Nahen Osten und aus Zentralafrika bemerkte Matthias Sacher: „Es sind andere Zeiten, über die wir mittlerweile sprechen“ und nannte die besonderen Herausforderungen. Darunter ist die Unterbringung von Geflüchteten auf dem Mössinger Kreisbaugrundstück nur ein kleiner Aspekt. Der Bau einer Unterbringung mit Containern ist ein Provisorium, das bewusst als Provisorium gemanagt wird, um als Entlastung für die herkömmlichen Wohnbeschaffungsmaßnahme der Kreisbaugesellschaft zu dienen.

„Wir in der Kommunalpolitik müssen handeln und unfreiwilligen Nomaden ein Dach über dem Kopf geben. Das Provisorium soll somit eine Entlastung sein. Kunst ist vielleicht auch manchmal ein Stück Provisorium (…) aber es zeigt sich halt auch immer wieder, dass aus der Kunst heraus eine Dynamik entsteht. Kunst ist etwas, das Raum schafft, in dem Raum auch entstehen kann“ so stellt er den roten Faden zur Ausstellung her.

Mir stellt sich dann doch die Frage, inwiefern sich Nomaden und Flüchtende in ein Verhältnis bringen lassen: Klar, es geht sowohl bei Nomadentum als auch bei Flucht um das Verlassen und Auffinden eines Ortes, um Dynamik, um das „Nicht-von-Dauer-Sein“. Aber es gibt doch einen entscheidenden Unterschied: Bei den Nomaden ist es eine gewollte Lebensweise, die sich an der Vegetation als Nahrungsspende ihrer Herdentiere orientiert. Ihr Vorteil ist es, dass Sie bei drohender Gefahr flexibler sind den Ort zu verlassen, als sesshafte Menschen- da es für Sie Gewohnheit ist. Oft ist dann provisorisches Geschick gefragt, das sich aber über die Jahre als Kultur etabliert, wie beispielsweise das Leben in Zelten mit allem, was dazugehört. Flüchtende Menschen dagegen sind nicht unbedingt an ein Leben im Zeltlager gewöhnt. Selbstverständlich kommt es bei Flucht auch um Geistesgegenwart, Handlungsfähigkeit und Provisorium an. Doch wie lassen sich diese beiden Aspekte denn jetzt in Zusammenhang mit der Kunst bringen?

Am ehesten durch eine Parallelität zwischen Nomadentum und Flüchtenden: Die Offenheit und Wachsamkeit, mit der Neues und Altbewährtes in einen Austausch gebracht wird.

Die Schüler:innen an diesem Abend waren ein maßgebliches Element in der Zusammenführung von Etabliertem und Neuem: Jochen Gewecke nannte es einen „Abend der jungen Leute“

Die Juniorenfirma präsentierte jeden der vier Künstler dem Publikum in Form eines Interviews.

Kunst-Nomade Mark Krause: Jedes Gemälde ein Highlight

Im Erdgeschoss des GZM wird der Besucher von Mark Krauses Bildern empfangen. Schüler Sven Hipp stellte ihm Fragen hinsichtlich seiner Live-Malerei und zu den Anfängen seiner Karriere. Mit sehr zarten Farbnuancen wirken die Bilder überflutet von einem gleißenden Licht. Sie eifern offensichtlich der Freiluftmalerei des Impressionismus, aber auch dem Expressionismus nach. Mark Krause ist ein Verehrer des spanischen Malers Joaquín Sorolla 1863-1923 und dessen Darstellung von Bewegung, Leichtigkeit, aber auch der Abbildung des gleißenden, mediterranen Sonnenlichts. Mark Krause transferiert das Künstlertum des Impressionismus und Expressionismus ungefähr 100 Jahre später in unsere heutige Zeit. Die sphärisch luftigen und hellen Bilder bringen eine aktuelle Dynamik zur Geltung.

Mark Krause, 2023, „Anyway I came with my Froggy-Bag“, Öl auf Leinwand, 86 x 86 cm, Foto: M.Krause

Der Karneval in Santa Cruz auf Teneriffa bot Mark die Gelegenheit, Nonchalance und Freiheit anlässlich des Porträtierens einiger verkleideter junger Frauen am Strand mit Leinwand und Pinsel einzufangen. Dieses intensive Erlebnis des Karnevals fließt in das Bild „Maskenfall“ aus dem Jahr 2021 im Park von Sanssouci bei Potsdam ein. Auch hier sind die Farben hell, zart, pastellfarben. Das Sonnenlicht ist omnipräsent. Jede Schattierung ist präzise ausgearbeitet und dennoch hell und freundlich. Doch der Kontext ist ein gänzlich anderer als auf den Bildern der Kanaren: Neben dem Sinneseindruck kommt in diesem Bild vielmehr etwas Hyperrealistisch, Imaginatives, ja Fantastisches zur Geltung: Die Statue wirkt verlebendigt, wie eine Befreiung aus der Starrheit. Der Blick nach unten und die ganze Körperhaltung sind Lässigkeit, zum Teil Resignation, aber auch Abwehr und Loslassen. Die Theatermasken (Karnevalsmasken), die durch die Luft schweben scheinen die Figur nicht zu berühren. Sie hält sie den Arm schützend vor das Gesicht. Der Gegenspieler der Statuen-Person ist die Frau in rotem Sommerkleid, welche sich für die Masken als Attraktion interessiert und Sie mit dem Handy fotografiert oder filmt. In dem Bild findet die Auseinandersetzung mit Vergangenem und Zukunft statt und wird in Szene gesetzt. Sanssouci hat nicht nur eine symbolische Bedeutung für die Thematik des Maskentragens während der Pandemie. Gleichzeitig kommen mit dem Ort die Kindheitserinnerungen des Künstlers zu tragen, der an manchen Sonntagen von der Familie als Ausflugsziel gewählt wurde und überlieferte, klassische kulturelle Werte und Wertschätzung vermittelte.

Mark Krause, 2021, „Maskenfall“, Öl auf Leinwand, 60 x 180 cm, Foto M.Krause

 

Mark Krause, 2021, „Vogelfreiheit“, Öl auf Leinwand, 152 x 120 cm, Foto: M. Krause
Das Gemälde „Vogelfreiheit“ stammt aus dem gleichen Jahr wie „Maskenfall“ von 2021. Beide Bilder können als künstlerisch historischer Kommentar auf die gesellschaftlichen Veränderungen gesehen werden.

 

Kunst-Nomade Karl Dautermann: Getanzter Pluralismus auf Papier und Leinwand – das Zeichnen als Bewegungsprozess

Das erste Stockwerk bezog Karl Dautermann mit seinen Bildern. Er spezialisierte sich auf Tuschezeichnungen auf Papier. Das Größte darunter misst in der Breite über drei Meter und besteht aus minutiösen feinen Strichen. Schülerin Jana Falow, die Karl Dautermann interviewte, interessierte sich dafür, wie er zu dieser Art der Malerei fand und er erklärt: Der Impuls für diese spezielle Zeichnung war ein Musikstück aus dem Barock: „Le Rappel des oiseaux“ des französischen Komponisten Jean-Philippe Rameau (1683-1764). Bei diesem Musikstück handelt es sich ursprünglich um ein sehr schnelles, Menuett artiges Stück für Cembalo, das mit dem immer wiederkehrenden eindringlich insistierenden Triller den Warnruf eines Vogels beschreibt, was ja oftmals ein Auffliegen des ganzen Vogelschwarms veranlasst. Der melodische Verlauf und die Verschränkung der Stimmen lassen das Bild des Vogelschwarms programmatisch hörbar werden. Karl Dautermann ging es nun darum das Motiv des Vogelschwarms, der ihn so faszinierte, aus dem Medium der Musik zu verbildlichen und auf das Medium Papier zu übersetzen.

Karl Dautermann, „Schwarmverhalten“, 6 Blätter, Tusche auf Papier, 50 x 300 cm, Foto: K. Dauterman

Eine Vielzahl an kleinen Punkten, Strichen, Linien, die oben im Himmel fliegen, die sich aber nicht gegenseitig abstoßen, wegdrücken, sondern wirklich miteinander klarkommen in diesem Riesenscharm, der uns aber nur als Gewölk erscheint. Und wie macht man so etwas? Malen-zeichnen- schreiben? Nee geht alles nicht: Man nehme einen Tuschepinsel, und lässt den Pinsel tanzen, das war das Entscheidende“: Karl Dautermann erläuterte wie er mit dem Pinsel das Menuett auf Papier zu tanzen begann und sich über die gesamte Bandbreite des Papiers bewegte. Dabei stellte er sich zwischendurch die Frage „wie gehe ich vor? gehe ich, laufe ich renne ich? Ich tanze, ich schreite, ich laufe, ich bleibe auch mal stehen“.

Karl Dautermann, 2021, „Großes Grün“, Öl auf Leinwand, 50 x 150 cm, Foto: C.Rieker

Als Kontrast zu der Tuschezeichnung des Vogelschwarms ist ein Ölgemälde in leuchtend grüner Farbe ausgestellt. Aufgrund seiner vielen, sich überlagernden Farbschichten wirkt dies beinahe reliefartig. Jana Falow interessierte es, warum diese beiden Bilder nebeneinander hängen und warum es diesen Kontrast gibt. “Im Grunde sind sie von ihrer Maltechnik ähnlich entstanden“, lautete die Antwort; Auch das Ölgemälde besteht aus getanzten Pinselstrichen, nur eben überlagernd und auf Leinwand. Der Unterschied ist, dass das grüne Bild eine Pluralität in der Überlagerung demonstriert, das Tuschebild eine Pluralität im Nebeneinander. Beachtlich ist die lebendige Wirkung des Bildes, obwohl es eben nur die grüne Farbfläche ist. Hierbei kommt die rote Komplementärfarbe als Grundierung zur Geltung, sie bringt das Grün zum Leuchten. Aus der Entfernung könnte man meinen, es seien die Baumwipfel eines sommerlichen Laubwaldes im saftigen Grün dargestellt, oder nein, vielleicht doch ein bemoostes Stück Wiese?

Ausschnitt: „großes Grün“

Karl Dautermann malt schon seit vielen Jahren Landschaftsbilder in Tusche und brachte es zu hier zu einer unnachahmlichen Meisterhaftigkeit. In der Ausstellung hängen unter anderem Blätter, die sich mit dem Thema der Entfernung auseinandersetzen; Sie sind mit „Annäherung und Distanz“ betitelt.

 

Kunst-Nomadin Iris Abt: Welten in Blau

Im zweiten Stockwerk des GZM gibt es verschiedene Bilder von Iris Abt zu bestaunen, die lange Jahre als Lehrerin gearbeitet hat.

Schülerin Amelie Schilling interviewte die Künstlerin. Sie interessierte sich vor allem für die Bedeutung der großformatigen Collagen. Diese Reihe ihrer Werke stellt „die nicht so schönen Seiten der Welt“ dar, erläutert Iris Abt: Die Kunstwerke veranschaulichen die Katastrophen der letzten Jahre, wie die Flucht tausender Menschen übers Mittelmeer, die Überflutung um Ahrtal, der Krieg in der Ukraine und auch ganz persönliche Auswirkungen von Krankheit, Corona und Entfremdung. „Ihnen sind wir alle mental auch durch deren ständige Präsenz in den Medien ausgesetzt“.

Iris Abt sieht in der künstlerischen Arbeit ein Mittel, sich mit bedrückenden Ereignissen auseinanderzusetzen und dadurch etwas Abstand zu gewinnen. Sie sammelt Eindrücke aus den Medien, z.B. Zeitungsausschnitte und verarbeitet das, was auf sie einströmt, in ihren Bildern mit Acrylfarbe, Pastellkreiden und Papieren zu einer Collage. Man muss genau hinschauen. Es sind erzählte Geschichten. Ein Beispiel ist „Der rote Drachen“, ein zweiteiliges, querformatiges Bild von 120 cm zu 60 cm. Drachen versinnbildlichen in sämtlichen Mythen der Menschheit eine hoheitsvolle Weisheit, fast göttliche Instanz, im Zusammenhang mit Verantwortung. Demgegenüber ist der Drache aber von den vorderasiatischen Kulturen aus, zu einem bildlichen Ausdruck einer Furcht vor einer entpersonalisierten, fremden, chaotischen und zerstörerischen Macht geworden; zum diabolischen, feindlichen Motiv der abendländischen Kultur. Berühmtes Beispiel ist hierfür die Stelle in der Offenbarung 12,9.

Iris Abt, 2022, „Der rote Drachen“, Acryl, Collage, 120 x 60 cm, Foto: I. Abt

Iris Abt wählte das Motiv des feurigen Drachen als Symbol für den Krieg. Links oben ist auf einem abgerissenen Zeitungsbild die unscharfe Kulisse ihres Wohnortes Tübingen zu erkennen. Bei einer Demo gegen den Ukrainekrieg wurden auf dem Tübinger Markt auf einer Leine, symbolisch für die gestorbenen Kinder, Kleider aufgehängt. Über dem Stadtbild hat die Künstlerin einen Maschendraht als Schablone benutzt und dessen Muster mit weißer Farbe als Raster über das Stadtbild gelegt. Darüber, am oberen Bildrand klebt der Schriftzug „Für mehr Menschenwürde“.

Der rote Drachen: „Ausschnitt“

Ein Auge des Drachen ist die Kanone eines Panzers. Soldaten sind zu erkennen. Der riesige, rotflammende Drache reitet vor leuchtend blauem Hintergrund, wie auf einer Flutwelle über alles hinweg und zerstört, was ihm in den Weg kommt. Das Blau wird schmutzig braun. Er wirbelt Menschen, auch Babys, Gebäude, Autos, ganze Städte und Landschaften… durch die Luft: Er hinterlässt eine Spur der Verwüstung!!

Es ist ein Kreislauf: Je mehr Kriegsgerät, desto mehr Zerstörung, Tote und Flüchtende. Kann der Feind bezwungen werden? Gibt es Gewinner?

Iris Abt, „Seestück V“, Acryl, Blattgold auf MDF 50 cm x 60 cm Foto: I.Abt

Die andere Reihe der Werke von Iris Abt widmet sich den Schönheiten der Welt.

Auffällig bei Iris Abt ist die blaue Farbe, die beinahe durchgehend, in allen ausgestellten Bildern präsent ist. Was ihr an dem Blau so gefällt, ist der Bezug zum Element Wasser. In Konstanz geboren und aufgewachsen, bedeutet ihr der Bodensee Vertrautheit und Inspiration. Der Bodensee wird von ihr immer wieder aufgesucht, vor allem auch zum Malen.

Beispielhaft dafür ist das Bild „Seestück V“. Eine Uferlandschaft ist hier dargestellt, die Iris Abt mit Acryl und Blattgold auf einer Holzspanplatte entstehen ließ. Dieses Bild ist zum Wohlfühlen. Weite, Sehnsucht und Geborgenheit kommen hier gleichermaßen zum Tragen.

Iris Abt: „Mira“, Weiche Zeichenstifte auf Papier, 20 cm x 30 cm, Foto: I. Abt

Von der blauen Serie setzen sich ihre Porträtbilder ab. Ein besonderes Steckenpferd besitzt Iris mit dem Porträtieren in Kreide. So hat Sie schon etliche Porträts ihrer Enkel und befreundeter Personen angefertigt, was für Sie unbedingt auch zu den schönen Seiten gehört.

 

Kunst-Nomade Claudius Hennig- ein regelrechter Kunstnomade

Im obersten Stockwerk können die Besucher:innen des GZM die Landschaftsporträts von Claudius Hennig in ihrer Diversität betrachten. Auf eindrucksvolle Weise, hat er in jedem Bild einen ganz anderen Charakter und ein anderes Stimmungsbild erzeugt — so, wie es jeweils durch die Natur und den Ort gegeben war. Berge sind bei Claudius Hennig nicht alle gleich und Bäume auch nicht.

Ob es sich nun um eine dramatische Gewitterlandschaft im Gebirge handelt, um eine mythisch verträumte Hochlandschaft in Schottland, um eine sanfte Flussaue in Frankreich, eine kräftig leuchtend Sommerlandschaft, eine wilde Gebirgslandschaft in Georgien oder um isländische Geysire: Claudius Hennig hat bei jeder seiner vielen Reisen und Wanderungen durch die Natur immer bewusst einen anderen künstlerischen Stil zur Geltung gebracht. Mal abstrakt, mal näher am Realismus. Gleichzeitig könnte man ihm auch einen Apollinisch-Dionysischen Dualismus zuschreiben.

Bei dem Bild „Klimawandel“ experimentierte er mit Kaffeesatz und Ölfarbe auf Leinwand. Daraus kreierte er eine Insellandschaft, unter einem Himmel, an dem sich etwas zusammenbraut. Das Ganze wirkt irgendwie beunruhigend und impulsiv. Es lässt den Gedanken an Erderwärmung, übermäßigen Konsum, Orakelsprüche und schmelzende Gletscher aufkommen. Dabei spielt der Künstler mit der Frage, was Klimawandel bedeutet: Umwelt oder seelische Verfassung? Somit ist es eindeutig, was allen seinen Landschaftsbildern gemeinsam ist: Sie spiegeln seelisches Empfinden, in der Erhabenheit der Natur.

Claudius Hennig, 2023, „Klimawandel“ Acryl, Kaffeesatz auf Leinwand, 50 x 70 cm, Foto: C. Rieker

In dem Interview mit der Schülerin Aleyna Peri Ucar erzählte Claudius Hennig, wie er zum Malen kam: Schon als Kind verschaffte er sich einen Schlüssel zur Kunst, mit seiner Vorliebe fürs Malen und Zeichnen. Die Begeisterung für die Kunst erhielt er sich stets insgeheim, auch während seiner 38-jährigen Tätigkeit als Schulpsychologe und Familientherapeut. Seit 18 Jahren malt er jedoch fast täglich und seit 13 Jahren ist die Malerei seine Hauptbeschäftigung. So wie das Reisen gleichsam eine Befreiung aus dem Alltagstrott sein kann, ist das Malen für Claudius Hennig die Bestätigung dessen. Picasso hätte das Bestens in Worte gefasst: Er zitiert „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele“.

Kunst-Nomaden.
23.11.23 – 19.04.24

Gesundheitszentrum Mössingen
Bahnhofstraße 5
72116 Mössingen
www.moessingen.de