Die ifa-Galerie (Institut für Auslandsbeziehungen) stellt seit dem 17. Februar bis zum 23. April 2023 Arbeiten südamerikanischer Künstler:innen aus, deren Erzählungen und Geschichten unter anderem von den Mythen und der gewaltsamen Eroberung europäischer Herrscher:innen handeln. Die unterschiedlichen Objekte bieten diverse Herangehensweisen, die Wirklichkeit neu zu thematisieren. Konzipiert von Mathieu Kleyebe Abonnenc und Lea Altner sowie inspiriert von Wilson Harris’ Roman „Jonestown“ zeigt die Ausstellung zwei konträre Welten.
Der Ausstellungsraum in der ifa-Galerie
Mit allen Sinnen lassen die Kunstschaffenden die Kunstwerke auf die Besucher:innen wirken. Minia Biabiany zeigt ihre Installation „J’ai tué le papillon dans mon oreille“ aus dem Jahr 2022. Das wabenförmige, aus Erde zusammengehäufte Muster ist über die ganze Galerie verteilt. Die dunkle, lockere Erde erfüllt den Raum mit einem torfigen Duft. Die Besuchenden dürfen das Wabenmuster betreten, hinübersteigen oder zwischendrin verweilen. Minia Bibiany verwendet für ihr Kunstwerk natürliche Materialien und schafft damit eine direkte Verbindung zwischen Mensch und Natur sowie zwischen der „kolonialen Vergangenheit und Gegenwart Guadeloupes“.
Im Hintergrund schallen aus der Videoinstallation von Beatriz Santiago Munoz „La cabeza mató a todos“ (Der Kopf, der alle tötete) aus dem Jahr 2014 Urwaldgeräusche, die sich aus Regen, Tiergeräuschen und menschlichen Stimmen zusammensetzen. Die Künstlerin thematisiert auf diese dokumentarische Weise indigene Erinnerungen sowie die aktivistische und naturwissenschaftliche Wirkung der Urwaldpflanzen, unterlegt mit peruanischen Punk sowie dem Klang einer Tropennacht. Beide Installationen sind raumeinnehmend, unumgänglich und begleiten die Besucher:innen durch die gesamte Ausstellung.
Die Grundidee der Ausstellung „In the Skelton of the Stars“
Der guyanische Schriftsteller und Lyriker Wilson Harris (1921–2018) verfasste Romane und Essays, die durch seine Zeit als Landvermesser beeinflusst wurden. Immer wiederkehrende Themen sind das guyanische Hinterland, die Landschaftsbeschreibungen und die Kultur zwischen westlich geprägter Welt und kolonialisierten Territorien. Ein weiteres Thema sind die südamerikanischen und karibische Mythen, in denen er den Realismus ablehnte. In seinen Schriften thematisierte der Autor die untrennbare Welt und stellte sich diese als kollektiv zwischen Menschen, Natur wie Flora und Fauna vor. Die Massenmorde (1978) in den Wäldern Guyanas werden als Ausgangspunkt und Allegorie für Neubeginne und Erlösungen der Völker und Kulturen verwendet.
Fazit zur Ausstellung
Zwischen europäischem Ausstellungsraum und Kunst aus dem Amazonasbecken, der gewaltsamen Eroberung und den indigenen Mythen bleibt der Zugang den westlichen Besucher:innen erschwert. Die Werke werden nicht betitelt, es gibt keine Ordnung oder Reihenfolge, nach der die Ausstellung anfängt und aufhört. Die Ambivalenz zeigt sich auch in dem kleinen kostenlosen Begleitheft, in dem die Kunstwerke auf einem Grundriss eingezeichnet und zu den Künstler:innen erklärende Texte erscheinen. Zwischen Wahrnehmung und Erklärung wird jedoch getrennt und jeder Besuchende ist kostenlos herzlich willkommen.