Auf ein Neues! PLATTFORM11 in der Outletcity Metzingen

Üblicherweise lockt der Ruf nach Designermode in die schwäbische Kleinstadt mit internationalem Ambiente. Doch seit dem 12. Juli 2021 gibt es noch einen weiteren Grund, das weitläufige Areal um Hugo Boss und Co. in Metzingen etwas genauer anzuschauen. An markanten Standorten der Outletcity treffen wir auf originale Kunstwerke des Stuttgarter Künstlerkollektivs PLATTFORM11. Als „Outdoor Art Gallery“ konzipiert, entstanden die Arbeiten auf Wandelementen direkt vor Ort: mit Spray, Filzstift, Acrylfarbe oder sogar collageartigen Techniken. Wollt ihr wissen, wer dort ausstellt? Dann lest jetzt unseren neuen Blogartikel!

Üblicherweise lockt der Ruf nach Designermode in die schwäbische Kleinstadt mit internationalem Ambiente. Doch seit kurzem gibt es noch einen weiteren Grund, das weitläufige Areal um Hugo Boss und Co. etwas genauer anzuschauen. An markanten Standorten der Outletcity treffen wir hier auf originale Kunstwerke des Stuttgarter Künstlerkollektivs PLATTFORM11 e.V.. Schon letztes Jahr stellte die junge Gruppierung in den leerstehenden Hallen von Hugo Boss als Pop-Up-Galerie aus, über die es ebenfalls einen Blogartikel hier bei Kuneonline zu lesen gibt. 

Dieses Jahr ging es nun in den Außenraum! Als „Outdoor Art Gallery“ konzipiert, entstanden die Arbeiten auf Wandelementen direkt vor Ort: mit Spray, Filzstift, Acrylfarbe oder sogar collageartigen Techniken. Diese umgehbaren Aufsteller bieten schließlich einen abwechslungsreichen Kunst-Parcours durch die Metzinger Shoppingmeilen und beleben das moderne Stadtbild in ihrer farbenfrohen Vielfalt. 

PLATTFORM11 Outdoor Art Gallery, 2021. Foto: Julia Berghoff.
PLATTFORM11 Outdoor Art Gallery, 2021. Foto: Julia Berghoff.

Hypnotische Strukturen und verschlüsselte Schriftfelder

Schon meine erste erfolgreiche Sichtung weckt einen regelrechten Entdeckergeist. Passend zur Begrüßung blicken zwei comichafte Gesichter aus einer Zeichnung Romulo Kuranyis (@romulokuranyi) hervor. Sie sind Teil eines Gewebes aus sich überlagernden Linien und Symbolen, das schon fast hypnotischen Charakter besitzt. Nach längerem Schauen, kommen in dem vermeintlichen Formengewirr sogar weitere Gestalten und Gesichter zum Vorschein, die einem mit breitem Grinsen entgegenlachen. Was bleibt einem da anderes übrig, als zurückzulachen! 

Romulo Kuranyi. Instagram @romulokuranyi. © Romulo Kuranyi. Foto: Julia Berghoff.

Was direkt gegenüber zu sehen ist, könnte wiederum kaum gegensätzlicher sein. Auf einer geometrisch präzise geteilten Fläche in Schwarz-, Weiß- und Goldtönen verteilte der Künstler Jaytwo (@jaytwo.de) geschwungene Schriftbänder, deren Inhalt auf den ersten Blick aber kaum zu entschlüsseln ist. In einer Endlosschleife wiederholen altertümlich anmutende Frakturschrift-Buchstaben die Worte „never stop“. So plakativ der Aufruf scheint, so verdeckt ist er doch enthalten. Denn die Buchstaben besitzen aufgrund ihrer verfremdeten Aufreihung vor allem eine ästhetische Funktion. Sie verleihen den harten Brüchen der Bildfläche letztlich Eleganz. Ob Zufall oder Absicht, die Frakturschrift ist passenderweise eine sogenannte „gebrochene Schrift“. 

Jaytwo. Instagram @jaytwo.de. © Jaytwo. Foto: Julia Berghoff.

Reliefartige Landschaften neben alptraumhaften Maskenwesen

Eleganz und latente Grobheit mischen sich auch auf der nächste Kunstwand, die wir nach wenigen Schritten Richtung Zentrum erreichen. Von weitem fällt hier bereits auf, dass die Bildfläche ganz anders bearbeitet wurde. Schichten aus papier- oder stoffähnlichem Material heben sich von der Wand ab und schimmern in den grellsten Farbkombinationen. Wie ein Gebirge überziehen die Falten und Wölbungen des Materials die Oberfläche. Tatsächlich entsteht beinahe der Eindruck, als stünde man vor einer reliefartigen Landkarte. Die Künstlerin Bo Contrast (@bocontrast) sticht mit dieser Arbeitsweise deutlich hervor, da sie als einzige den räumlichen Effekt der Wände weiter für sich nutzte. 

  • Bo Contrast. Instagram @bocontrast. © Bo Contrast. Foto: Julia Berghoff.
  • Bo Contrast. Instagram @bocontrast. © Bo Contrast. Foto: Julia Berghoff.
  • Bo Contrast. Instagram @bocontrast. © Bo Contrast. Foto: Julia Berghoff.

Unmittelbar daneben erwartet uns erneut ein Fries aus bizarren Maskengesichtern und wesenhaften Gestalten. Die zeichnerische Formensprache Orkan Tans (@Ot.official) erinnert an Archaisches, z. T. sogar Alptraumhaftes, wobei den Mündern seiner Figuren besondere Aufmerksamkeit zukommt. Die charakteristische Herzform steht dem allgemeinen Eindruck bewusster Schroffheit dabei auf skurrile Weise entgegen. Auch die schmalen, überdimensionierten Augenschlitze unterstützen die Anmutung eines gewissen Unheils. 

  • Orkan Tan. Instagram @Ot.official. © Orkan Tan. Foto: Julia Berghoff.
  • Orkan Tan. Instagram @Ot.official. © Orkan Tan. Foto: Julia Berghoff.

Kubistische Gesichter und knallbunte Farbsplitter

Der Weg führt weiter zum neu gebauten Hugo Boss Areal, wo die nächsten drei Positionen auf uns warten. Geometrisch Geschwungene Linien fügen sich in Jan Hagmanns (@art_hagmann) Malerei zu Farbfeldern und Formen, aus denen sich wiederum Gesichter und Körper ergeben. In geradezu kubistischer Manier verbindet Hagmann bspw. zwei Perspektiven in einem Gesicht: zwei Nasen und zwei Münder, was vor allem Techniken Pablo Picassos wachruft. Geometrische Strukturen treffen hier auf einen expressiven Pinselgestus, wobei die kunsthistorische Hommage im Schriftzug „Art Renaissance 2032“ spielerisch zum Ausdruck kommt. 

  • Jan Hagmann. Instagram @art_hagmann. © Jan Hagmann. Foto: Julia Berghoff.
  • von links: Jan Hagmann. Instagram @art_hagmann. © Jan Hagmann. Foto: Julia Berghoff. / Kristina Schneider. Instagram @kristinaschneider_. © Kristina Schneider. Foto: Julia Berghoff.von links: Jan Hagmann. Instagram @art_hagmann. © Jan Hagmann. Foto: Julia Berghoff. / Kristina Schneider. Instagram @kristinaschneider_. © Kristina Schneider. Foto: Julia Berghoff.

Auch die Sprayarbeiten Kristina Schneiders (@kristinaschneider_) bedienen sich einer geometrischen Zerlegung in Farbflächen. Knallbunte Farbsplitter formen Ausschnitte von Gesichtern, die ihre Räumlichkeit gerade aus der Distanz erlangen. Dabei betont Schneider vor allem die Augen. Ob kristallblau oder smaragdgrün, sie ziehen den Blick unmittelbar an. Die starken Kontraste verstärken den Effekt hier zusätzlich und greifen auch visuelle Mittel der Pop-Art oder digitaler Designtechniken auf. Trotz ihrer formalen Strenge sind Schneiders monumentale Gesichtspartien lebendige Strukturen. Licht und Schatten zeigen sich jedoch als reine Farbe, worin letztlich sogar impressionistische Ansätze aufscheinen.

  • Kristina Schneider. Instagram @kristinaschneider_. © Kristina Schneider. Foto: Julia Berghoff.
  • Kristina Schneider. Instagram @kristinaschneider_. © Kristina Schneider. Foto: Julia Berghoff.

Strenge Wildheit trifft auf bohnenartige Gebilde

Julia Schwickers (@jewlz_art) Werke sind wiederum das genaue Gegenteil. Sie verwendete wenige, eher dunkle Farbtöne und gestaltete kaum abgrenzbare Flächen. Strukturen und Farbverläufe überlagern sich vielmehr, woraus der Eindruck einer gewissen Wildheit entsteht. Inmitten, fest umschlungen, steht ein schemenhaftes Figurenpaar. Diese liebevolle Geste schafft es jedoch nicht, das Gefühl latenter Bedrohung hier zu überwiegen. 

Julia Schwicker. Instagram @jewlz_art. © Julia Schwicker. Foto: Julia Berghoff.
Julia Schwicker. Instagram @jewlz_art. © Julia Schwicker. Foto: Julia Berghoff.

An unserer letzten Outlet-Station geht es dafür bunt und verspielt weiter. In einem regelmäßigen Raster verteilte der Künstler Fortune Hunter (@fortunehunterart) eigenartige rundliche, bohnenartige rote Gebilde über einer gelben Bildfläche. Von weitem erscheint diese Ansammlung fast wie die Struktur einer monumental vergrößerten Makroaufnahme. Nur um was für eine Oberfläche es sich handeln könnte, bleibt ein Rätsel. Weniger rätselhaft, aber dennoch mit einem gewissen Humor verbunden, präsentiert sich auch die nächste Seite der Kunstwand. Dort treffen wir auf ein schwebendes Stück Speck, das in seiner symbolhaft-minimalistischen Ausführung sogar ironische Anklänge an den dahinter aufscheinenden Nike-Swoosh offenbart. 

  • Fortunehunter. Instagram @fortunehunter. © Fortunehunter. Foto: Julia Berghoff.
  • Fortunehunter. Instagram @fortunehunter. © Fortunehunter. Foto: Julia Berghoff.

Von feinsten Schraffuren und diffusen Farbwolken

Von Minimalismus kann bei der Künstlerin Sansan (@by.sansan) wiederum keine Rede sein. Feinste Schraffuren, die an grafische Techniken wie den Kupferstich erinnern, zeichnen ein ausdrucksstarkes Frauengesicht, deren durchdringender Blick uns direkt entgegentritt. Was für eine versierte Zeichnerin hier am Werk war, zeigt sich auch auf der nächsten Wandseite. In der Collage aus verschiedensten Personengruppen ist jeder Strich mit einer spürbaren Selbstverständlichkeit gezogen, ohne jede Korrekturmöglichkeit. Auf Schattierungen wird wiederum gänzlich verzichtet, wobei die Konturen nur umso prägnanter erscheinen. Aus der Distanz verschwinden die einzelnen Personen schließlich zu einem regelrechten Gewusel aus Strichen und Figuren: was in gewisser Weise auch Bezug auf das rege Treiben in der Outletcity selbst nimmt.   

  • sansan. Instagram @by.sansan. © sansan. Foto: Julia Berghoff.
  • sansan. Instagram @by.sansan. © sansan. Foto: Julia Berghoff.

Die letzte Position der Metzinger Outdoor Gallery verbindet Figürlichkeit und Abstraktion nun in malerischer Manier. Die Künstlerin Loest (@loestart) setzte dabei Frauenfiguren vor eine Landschaft aus diffusen Farbspraywolken. Das Liebliche der weiblichen Körper steht dem abstrakten Ansatz zwar bewusst entgegen, ist hier aber dennoch der dominante Faktor. 

  • Loest. Instagram @loestart. © Loest. Foto: Julia Berghoff.

Nach diesem kulturellen Spaziergang mit 10 so unterschiedlichen künstlerischen Positionen gab es natürlich eine Menge visueller Eindrücke zu verarbeiten – aber erst nach einem kurzen Abstecher zu Esprit! Wir freuen uns schon sehr auf die nächsten Projekte des Stuttgarter Künstlerkollektivs und werden euch hierzu natürlich auf dem Laufenden halten.